Johannes-Mathesius-Gesellschaft
Evangelische Sudetendeutsche e.V.
  Aktuelles     Über uns     Zeitschrift     Reformation     DEKiBMS  

Èeská verze
Glaube und Heimat. Mitteilungsblatt der Johannes-Mathesius-Gesellschaft
Giotto di Bondone: Einzug in Jerusalem

Giotto di Bondone:
Einzug in Jerusalem (1304-06)

Ostern 2009


Hosianna dem Sohn Davids!
Gelobt sei, der da kommt
in dem Namen des Herrn!
Hosianna in der Höhe!

Matthäus 21,9



Liebe Mitglieder und Freunde unserer Gesellschaft,
liebe Schwestern und Brüder,

im Oktober diesen Jahres begehen wir den 90. Jahrestag der Gründung der Deutschen Evangelichen Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien, deren Erbe zu bewahren die Johannes-Mathesius-Gesellschaft Evangelische Sudetendeutsche sich vorgenommen hat. Als ein symbolisches Zeichen wollen wir die Festlichkeit zur Erinnerung an die Gründung dieser Kirche in einer Kirche in Prag feiern.

Die gesamte interessante Problematik der Nachfolge der Kirche wird das Thema unserer Jahresversammlung in der historischen Gemeinde Herrnhut in Sachsen sein.

Das Grundsatzreferat dazu wird voraussichtlich Prof. Karl Schwarz aus Wien halten. Der Jahrestag, das Erbe sowie die Nachfolge der Kirche werfen aber auch die Frage auf nach der Zukunftsfähigkeit unserer Vereinigung sowie Sinnhaftigkeit unserer theologischen Forschungen in einem, jetzt geeinigten Europa.

Nach meiner Meinung wird die Glaubensfrage in den kommenden Jahren wieder eine bedeutende Rolle spielen. Gerade in einer "globalen Welt" brauchen die modernen Menschen Orientierung nach christlichen Wurzeln und somit auch christliche Solidarisierung im praktischen Leben. Deswegen herzlichen Dank an unsere aktiven Mitglieder, die unsere Gesellschaft nach ihren Möglichkeiten mitgestalten und viele Kilometer fahren, um an den Veranstaltungen teilzunehmen.

An dieser Stelle möchten wir an die gesellschaftliche Verantwortlichkeit der Kinder sowie sonstige Angehörige unserer immer älter werdenden Mitglieder appellieren, das Erbe ihrer Eltern aufzunehmen und es tätig mitzugestalten. Die Johannes-Mathesius-Gesellschaft würde sich über ihre Mitwirkung sehr freuen.

Lassen Sie uns das Osterfest 2009 zum Anlass nehmen zu neuem Aufbruch und Erhaltung der evangelischen Wurzeln aus Böhmen, Mähren und Schlesien.

In diesem Sinne grüße ich Sie in Verbundenheit

Ihr Karlheinz Eichler
Vorsitzender



Jesu Einzug in Jerusalem -
ein Einzug in das Leben der Menschen

Als sie nun in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage an den Ölberg, sandte Jesus zwei Jünger voraus und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt, und gleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und führt sie zu mir! Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer. Sogleich wird er sie euch überlassen. Das geschah aber, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Sacharja 9,9): ''Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers.,, Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf.

Aber eine sehr große Menge breitete ihre Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Die Menge aber, die ihm voranging und nachfolgte, schrie: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!

Und als er in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und fragte: Wer ist der? Die Menge aber sprach: Das ist Jesus, der Prophet aus Nazareth in Galiläa.

Und Jesus ging in den Tempel hinein und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel und stieß die Tische der Geldwechsler um und die Stände der Taubenhändler und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben (Jesaja 56,7): ''Mein Haus soll ein Bethaus heißen,,; ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus. Und es gingen zu ihm Blinde und Lahme im Tempel, und er heilte sie. Als aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrien: Hosianna dem Sohn Davids!, entrüsteten sie sich und sprachen zu ihm: Hörst du auch, was diese sagen? Jesus antwortete ihnen: Ja! Habt ihr nie gelesen (Psalm 8,3): ''Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet,,?

Matthäus 21, 1-16

Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem. Doch dort wartet auf ihn der Tod am Kreuz. Bei seinem Einzug nach Jerusalem begleiten ihn viele Menschen. Manche von ihnen haben von ihm Hilfe und Rat in schwierigen Lebensfragen erhalten. Von ihm war auch die Fähigkeit bekannt, dass er Schwerkranke zu heilen vermochte. Viele fragten sich, wer er eigentlich ist. Diese Menschen wussten vorerst nichts von diesem Kreuz, das auf ihn wartete, das die Vertreter der alttestamentlichen Rechtgläubigkeit für ihn vorbereiteten.

Die Menschen hörten über ihn, er sei der von Gott erwählte Erlöser - der Messias des israelitschen Volkes. Nach der Vorstellung der Menschen bedeutete dies, dass in ihm der Führer erscheint, der radikale politische Veränderungen durchführt, vor allem gegenüber der römischen Oberherrschaft. Deshalb hielten sie es für notwendig, ihn zu unterstützen und ihm ihre Ehrerbietung zu erweisen. Der Menschenmenge ging es um die gebührende Begleitung in das Zentrum des religiösen und politischen Geschehens, das Jerusalem mit dem Tempel zweifelsohne war. Auch die breite Öffentlichkeit sollte in das angespannte religiös-politische Geschehen eingeschaltet werden. Auch die Art von Jesu Weg erweckte in der Menschenmenge Erinnerungen an eine Propheten-Vision (Jesaja 62, 11 und Sacharja 9,9). Damit wollte er auch andeuten, welches Ziel der König der Menschheit, der Messias, verfolgte. Die Menschen, die vor Jesus einhergingen und ihm folgten, riefen: "Hosianna, Sohn Davids" (Psalm 118, 25 + 28)

Alles, was auf Jesu Einzug in die Hauptstadt erfolgte, einschließlich des von ihm gereinigten Tempels, deutet an, dass seine Regierung von ganz anderer Art ist, als bei allen anderen israelitisch-judäischen Königen und anders als bei anderen weltlichen Königen. Deshalb unterscheidet der Evangelist Matthäus auch das Wort König von dem politisch-religiösen Begriff und charakterisiert den prophetischen Repräsentanten.

Auf Eseln ritten in der Regel arme Leute, auch Händler oder Bauern u.ä.m. Weltliche Könige ritten auf auserwählten militärischen Rossen oder bedienten sich anderer edler Fortbewegungsmittel. Kein König wirft die Tische der Geldwechsler um, sondern setzt dafür seine Bediensteten ein. Kein König lässt sich festnehmen, ohne sich zur Wehr zu setzen oder sich von seinen Wächtern schützen zu lassen. Undenkbar war es auch, dass Blinde und Lahme auf den König zugingen. Das, was die Oberpriester und die Schrift- und Gesetzesgelehrten sahen und hörten, als sie Jesus begegneten, musste sie schockieren.

Auch wir können die wahre königliche Autorität von Christus mit dem Verstand nicht erfassen. Zu deren Verständnis benötigen wir die Kraft des Glaubens. Und sie ist und bleibt eine Gunst und ein Geschenk. Deshalb können wir die königliche Machtlosigkeit von Jesus in kein einziges politisches System oder Konzept zwängen. Der Aufruhr, den Jesus damals erregte, gelangt bis zu uns nach Eger. Christus ist der Herr, der König, der nie eine Konkurrenz für irgendeine weltliche Macht darstellt, aber immer eine Spannung ist und bleiben wird, die dadurch entsteht, dass dieser uns verheißene König keine Unterschiede macht zwischen Rassen, Nationen oder sozialen Positionen. Die Frage, wer Jesus ist, und mit ihr, wer wir sind, die wir ihm folgen, lässt Matthäus für alle Menschen offen. Jesus ist in die Welt gekommen und er ist nach Jerusalem gekommen, in das von gestern und in das von heute, als ein Mensch, der ganz von Gott bevollmächtigt ist - oder wie es in der Schrift heißt - "im Namen des Herrn" (Matthäus 21, 9).

Ob ihn nun die Menschenmengen in Jerusalem so erfassten oder nicht, das, was sie schrieen war und ist berechtigt und wahrhaftig: "Hosianna in der Höhe!" Das klingt wie ein Bekenntnis der Wahrheit, die sich durch die Geschichte der Menschheit zieht. Im Hebräischen bedeutet "Ho-scha" - "Errette" und das Präfix "na" drückt eine Bitte aus, deshalb ist der Ruf "Hosianna" der Ruf nach der Errettung.

Psalm 118, Vers 25 bedient sich auch des Ausdrucks "Hosianna". Es handelt sich also um die Bitte nach der Errettung, die direkt von Gott kommt oder in Gottes Namen geschieht. Dieser Ruf erschallte beim so genannten Lauhüttenfest oder bei der Weihe des Tempels. Die Menschen winkten mit Ölzweigen und warfen diese zu Boden. Möglicherweise waren unter den vielen Menschen, die Jesus in Jerusalem begrüßten, wenige, die an die Bitte um Errettung dachten, und mehr von denen, die mit den Ölzweigen winkten und diese dem vorbeifahrenden König zuwarfen, weil sie an diese Sitte gewöhnt waren. Die Religionen - einschließlich des Christentums - tragen diese Gefahr in sich: Die bloße Gewohnheit, ohne persönliches Engagement, schwächt den bedeutenden Inhalt der Sache selbst. Wo wir bedeutende Geschehnisse mit Gleichgültigkeit oder Desinteresse abtun, schwächen wir sie oder berauben sie ihres Sinnes. Die Erkenntnis, die aus der vollen Überzeugung hervorgeht, d.h. aus dem Glauben erwächst, bewirkt, dass wir aufhören, bloße Zuschauer zu sein, dort nämlich, wo verantwortungsvolle Entscheidung gefordert ist. Wie wichtig diese ist, sehen wir gerade in der gegenwärtigen Zeit, besonders in unseren Grenzgebieten. Die Belastungen durch die Vergangenheit und durch die Gegenwart lassen wir nur langsam hinter uns. Ich erinnere mich an die bewegten Tage mit unseren Studenten vor elf Jahren, an deren Transparente: "Nicht Cäsar, keine Diktatur, sondern Christus!" Doch leider ging diese gesunde Euphorie im Laufe der Zeit verloren. Schmerzhaft müssen wir uns fragen, was von dem besonderen Prozess des Wandels im Denken und Handeln der Menschen bleibt.

An die Stelle dieser Erneuerung tritt immer häufiger kriminelle Besitzspekulation, das freie Handeln des Menschen wird eingeschränkt durch Geld und andere oder ähnliche Mittel. Erneut ist es notwendig, den Tempel zu reinigen, den Tempel der menschlichen Herzen. Wir müssen den guten Kampf um den Glauben fortsetzen, um unserem König Jesus folgen zu können. Und dies muss in allen Kirchen geschehen, auch hinter deren Mauern. Erneut ist die Frage aktuell, wer der Herr meines Lebens ist. Wer sein Maßstab ist und welche Maße an ein ehrenhaftes und menschenwürdiges Leben anzulegen sind. Wir müssen uns fragen, ob wir nicht bei den Beziehungen zwischen Menschen, Gruppen und Völkern rufen sollten: Hosianna in der Höhe. D.h., dass wir darum bitten müssen, dass auch zwischen uns Würde und Anstand von Mensch zu Mensch, von Volk zu Volk herrschen möge. Oder sollen wir warten, bis wir einmal aus deM Mund der Kleinsten und Unmündigen unsere Schande erfahren müssen, wie es der Schluss unseres heutigen biblischen Textes ausspricht. Wir werden in unserer konkreten Zeit mit dem Zeugnis unseres Lebens darauf antworten müssen.

Pfarrer Lubomir Libal, Eger



Rainer Schmelzle (1926-2009)

Die Johannes-Mathesius-Gesellschaft trauert um ihr verdienstvolles und treues Mitglied, Herrn M.A. Rainer Schmelzle, der im Alter von 84 Jahren, gerade zu seinem Geburtstag, friedlich verstorben ist.

Am 28. Dezember 1926 in Neutitschen (heute: Nový Jièín), Nordmähren, geboren, hat er das typische Schicksal der Sudetendeutschen erlebt, sich nicht entmutigen lassen und immer vorwärts geschaut. Mit Frau und drei Kindern lebte er in Modautal und widmete sich mit Leib und Seele seinem Lehrerberuf, in dem er es bis zum Rektor schaffte.

Seinen evangelischen christlichen Glauben vermittelte er seinen Mitmenschen im Religionsunterricht sowie als Lektor und Prädikant im Gottesdienst.

Im gesetzten Alter studierte er noch an der Hochschule in Darmstadt politische Wissenschaft und schaffte es zum Magister Artium.

Die Johannes-Mathesius-Gesellschaft ehrt ihn besonders, da er in Treue und Mitwirkung an den Treffen unserer Gesellschaft teilnahm, bis zuletzt im Mai 2008 in Heilsbronn.

In tiefem Mitgefühl mit seinen Angehörigen werden wir ihm ein ehrendes Angedenken bewahren.

Konsul a.D. Karlheinz Eichler
Vorsitzender



Jahresbericht

des Vorsitzenden der Johannes-Mathesius-Gesellschaft - Evangelische Sudetendeutsche e.V.

Im Jahr 2008 konnte die Johannes-Mathesius-Gesellschaft Evangelische Sudetendeutsche e.V. (JMG ESD) wiederum ihre satzungsgemäße Tätigkeit fortführen und ihre Mitglieder über das Wirken der Gesellschaft informieren.

Mit viel Aufwand können die Mitteilungsblätter GLAUBE UND HEIMAT in sehr guter Qualität und Aussagekraft zweimal im Jahr den Mitgliedern und Freunden der JMG ESD zugestellt werden. Besonders die theologischen Abhandlungen sind interessant und verständlich dargestellt, wie auch die vorgeschalteten Predigten.

Mit der Durchführung des evangelischen Gottesdienstes anlässlich des Sudetendeutschen Tages in Nürnberg konnte unsere Tradition, wie seit Jahren schon, fortgeführt werden.

Auf der Jahresversammlung in Heilsbronn wurden interessante Themen behandelt, die sich theologisch überwiegend mit der Vorreformation in den Böhmischen Ländern und den neuen Forschungen zur Reformationsgeschichte Böhmens und Mährens beschäftigten.

Es wurde auch an die Jahrestage von Baltasar Hubmeier (gestorben 1528) und Friedrich Reiser (gestorben 1458) erinnert. Anlässlich des 550sten Todestages von Friedrich Reiser hielt Prof. Machilek in München einen Vortrag zum Thema " Friedrich Reiser und die Deutschen Hussiten".

Auf die Sicherung unseres Archivgutes wurde auf der Mitgliederversammlung besonderer Wert gelegt. Es kann berichtet werden, dass kurz vor Jahresende ein Großteil des Archivs aus Fresach/Österreich nach München in das Bayerische Staatsarchiv überführt werden konnte.

Auf die Zusammenarbeit mit Tschechien wird großer Wert gelegt, wie auch auf die Verbindungen zur EKMOE der EKD, der Evangelischen Lutherischen Kirche in Bayern und dem Heimatverband Zauchtel und anderen. So konnte eine Wanderausstellung über das Wirken des Indianerapostels David Zeisberger aus Zauchtel in Ludwigsburg beim 28. Kuhländler Landschaftstreffen eröffnet werden. Wir haben in unseren Mitteilungen darüber berichtet. In der Zwischenzeit stehen auch die weiteren Orte und Termine für die Ausstellung fest. Ein Katalog darüber wird über den Mathesius-Verlag mit vorbereitet.

Ebenfalls über den Mathesius-Verlag konnte eine Broschüre mit dem Titel Johannes Mathesius "Rat an König Georg" - eine Übersetzung - herausgegeben werden.

Zwei Mitglieder haben in Wittenberg an einer dreitägigen Sitzung des Fachausschusses für Kirchengeschichte der EKMOE unter dem Thema "Verlust, Rettung und Bewahrung von Kirchen und kirchlicher Kunst in den ehemaligen deutschen Ostgebieten und im östlichen Europa" teilgenommen. Dabei konnten wichtige Kontakte für unsere Arbeit zur Evangelischen Theologischen Fakultät der Karls-Universität in Prag geknüpft werden.

Unsere Mitglieder haben bei dieser Gelegenheit Verbindung zum Leitungsbüro der Lutherdekade in Wittenberg aufgenommen. Unsere Arbeit war - dem zu dem Zeitpunkt erst kurz vorher gegründeten Leitungsbüro - unbekannt und man hat den Hinweis auf unsere Arbeit auch über die vorreformatorische Zeit in Böhmen und Mähren dankbar zur Kenntnis genommen.

Einzelne Mitglieder haben auch vertiefte Kontakte zur Kuhländler Heimatgruppe und der Gemeinde und dem Heimatkundeverein in Zauchtel/Suchdol gepflegt. Diese Kontakte werden durch weitere Besuche und gemeinsame Aktionen in den kommenden Jahren fortgeführt werden.

Ebenso wurde an den 90-Jahr-Feierlichkeiten der Kirche der Böhmischen Brüder in Prag teilgenommen.

Ein wichtiger Teil unserer Tätigkeit ist die Pflege und Aktualisierung unserer Internetseite, die bisher sehr oft aufgerufen wurde. Für manche Evangelische aus den Verteibungsgebieten der früheren Tschechoslowakei waren dies die ersten Kontakte zu einer Organisation Evangelischer Vertriebener. Wir freuen uns sehr über diese neuen Kontakte und das Interesse an unserer Arbeit.

Der Vorsitzende dankt auch im Namen des Vorstands allen Mitgliedern und Freunden der Johannes-Mathesius-Gesellschaft Evangelische Sudetendeutsche e.V., die sich für den Erhalt und die Bewahrung des evangelischen sudetendeutschen Gedankengutes einsetzen, sei des durch aktives Mitwirken oder auch durch hilfreiche Spenden.

Dabei wird besonders dem Diakonischen Werk der Evangelischen Lutherischen Landeskirche in Bayern gedankt, wo wir eine gute idelle Heimat haben und auch materielle Unterstützung finden.

Für den Bericht
Karlheinz Eichler
Vorsitzender


225 Jahre Kirchengemeinde Haber

In dieser dieser Ausgabe von Glaube und Heimat beginnen wir eine Reihe über evangelische Kirchen aus Böhmen, Mähren und Schlesien, die wir in den nächsten Ausgaben fortsetzen möchten. Wir werden, soweit uns Archivmaterial zugänglich ist oder zugänglich gemacht werden kann, auch über evangelische Kirchen berichten, die nicht mehr bestehen, die aber in der Erinnerung der ehemaligen Gemeindeglieder noch sehr lebendig sind und die zu dem reformatorischen Erbe unserer Heimat gehören, dessen Wahrung und Pflege wir uns als Johannes-Mathesius-Gesellschaft - Evangelische Sudetendeutsche e.V. zur Aufgabe gemacht haben.

Im vorigen Jahr waren es 225 Jahre, dass die Kirchengemeinde Haber gestiftet wurde. Haber war eine kleine Kirchengemeinde östlich von Leitmeritz, wo das Sudetenland weit ins Innenland der damaligen Tschechoslowakischen Republik reichte, etwa 70 Kilometer nördlich von Prag.

Haber war eine der ältesten evangelischen Gemeinden in Böhmen. Als Kaiser Joseph II. 1781 in Wien das Toleranzedikt verkündete, entstanden in Böhmen und Mähren die ersten Gemeinden aufgrund der Augsburger Konfession. Davon lagen drei im deutschsprachigen Teil Böhmens.

Foto: Kirche früher Die evangelische Kirche in Haber,
etwa zwischen 1920 und 1930

Die evangelische Gemeinde in Haber wurde schon 1784 gestiftet und wurde damit zur "Mutter fast aller deutschböhmischen Gemeinden", wie Oskar Sakrausky in seiner Arbeit über die DEKiBMS sagt. Er fügt allerdings noch "halbvergessen" hinzu, was mit der kirchlich-administrativen Bedeutung Habers zu tun hat. Als agrarisch geprägte Dorfgemeinde außerhalb der größeren Städte konnte es für die kirchenpolitische Verwaltung der evangelischen Gemeinden im Lande nie eine wichtige Funktion bekommen. Eine andere sog. Toleranzgemeinde war Hermannseifen, heute Rudník, gleichfalls ein Dorf weit vom städtischen Leben entfernt, in diesem Falle im Riesengebirge.

Mit Hilfe des Gustav-Adolf-Werks konnte die Haberer Gemeinde zwischen 1850 und 1853 eine Kirche bauen. 1851 wurde ein Pfarrhaus eingerichtet, wo ab 1862 auch eine evangelische Schule Obdach bekam. 1861 entstand am Rande des Dorfes ein evangelischer Friedhof.

Haber war ein wichtiger Ort für das historische Bewusstsein der deutschen Evangelischen in Böhmen und Mähren. So wurde 1931 die Jubiläumsfeier des Toleranzedikts für die DEKiBMS in Haber organisiert, was wahrscheinlich den Höhepunkt in der Geschichte der Haberer Kirchengemeinde im 20. Jahrhundert darstellte.

Haber wurde aber in den evangelischen Kreisen in Böhmen auch bekannt wegen des Waisenhauses, das dort schon im 19. Jahrhundert entstand. Es stand unmittelbar neben der Kirche und hatte eine überregionale Funktion, später also für die ganze DEKiBMS. Die Kinder kamen aus ganz Böhmen. Weitere ähnliche Heime entstanden z.B. in Hermanseifen, allerdings kleiner und beschränkter.

Foto: Kirche heute Die Ruine der evangelischen
Kirche in Haber heute

Foto: Peter Morée,
12.10.2008

Die Geschichte der Haberer Kirchengemeinde nach 1938 ist eine traurige. Aus der Korrespondenz zwischen Kirchenpräsident D. Erich Wehrenfennig und dem letzten Haberer Pfarrer, Geert Tepperberg, wissen wir ziemlich viel über die damaligen Ereignisse. Tepperberg kam ursprünglich aus Rumänien, siedelte aber ins Deutsche Reich um. 1936 ließ er sich in der Tschechoslowakei nieder, wo er in der DEKiBMS eine Art Asyl bekam.

Nach den Nürnberger Rassegesetzen war er nämlich ein Achtel-Judenstämmling. Nach 1938 verlor er zweimal seine Stelle in der DEKiBMS (in Türmitz und in Buchau). 1939 kam er nach Haber, wurde wieder für eine Zeit nach Karlsbad versetzt, um sich letztendlich am Kriegsende wieder in Haber aufzuhalten.

In seiner Korrespondenz mit Wehrenfennig beschreibt Tepperberg wie die Haberer Gemeinde noch vor dem Sommer 1945 wegen der Vertreibung viele Mitglieder verlor. Zu dieser Zeit wurden die Kirche und das Waisenhaus von der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder übernommen. Bei der endgültigen Verteilung der Kirchengüter der DEKiBMS zwischen der Tschechoslowakischen Kirche und der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder wurden aber die Haberer Gebäuden ausgenommen und völlig "säkularisiert". Die Kirche wurde Teil der Haberer Landwirtschaftlichen Genossenschaft und diente eine Zeit als Hühnerstall. Das Waisenhaus wurde abgebrochen. Die Haberer Kirche ist heute eine Ruine im Zentrum des Dorfes. Alle Gräber auf dem Friedhof mit deutschen Inschriften sind geräumt worden.

Peter Morée, Prag



Jahrestagung 2009

Die diesjährige Jahrestagung der Johannes-Mathesius-Gesellschaft - Evangelische Sudetendeutsche e.V. findet vom 1. bis 3. Mai 2009 im Tagungs- und Erholungsheim der Evangelischen Brüderunität in Herrnhut statt.


TAGUNGSPROGRAMM

- Änderungen aus aktuellem Anlass bleiben vorbehalten -


Freitag,1. Mai 2009

16.00 Uhr Mitgliederversammlung
(vergl. besondere Tagesordnung)

anschließend Abendessen

20.00 Uhr Aussprach über aktuelle,
unsere Arbeit berührende Themen

Abschluss mit Abendsegen


Samstag, 2. Mai 2009

8.00 Uhr Frühstück

9.00 Uhr Morgenandacht

9.30 Uhr Vorträge, Diskussion

Das Wirken der Deutschen Evangelischen Kirche
in Böhmen, Mähren und Schlesien

Prof. Karl Schwarz, Wien
Kirchennachfolge-Diskussion

Berichte über Archive

- Dr. Demattio, Bayer. Hauptstaatsarchiv
Bericht über die Bestände der JMG ES

- Herr Schinzel
Bericht über die Bestände in Wien

- Dr. Morée; Karls-Universität Prag
Bericht über Archivbestände in Prag

Tätigkeit der JMG-ES mit Aussprache
über weitere Planungen

12.30 Uhr Mittagessen

14.30 Uhr Einführung in Herrnhut
sowie internationale Bedeutung

Besichtigung der historischen Stätten in
Herrnhut, Berthelsdorf und Groß Hennersdorf

17.00 Uhr Gespräch über Johannes Mathesius
mit Nachfahren

18.00 Uhr Abendessen

19.30 Uhr Abend der Begegung

Abschluss mit Abendandacht


Sonntag, 3. Mai 2008

8.00 Uhr Frühstück

9.30 Uhr Gottesdienst in Herrnhut

danach Abschluss der Tagung



Mitgliederversammlung

am 1. Mai 2009 um 16 Uhr im Tagungs- und Erholungsheim der Evangelischen Brüderunität, Comeniusstraße 8, 02747 Herrnhut

TAGESORDNUNG

- Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten -

1. Begrüßung, Eröffnung, Feststellung der Beschlussfähigkeit

2. Totengedenken

3. Bericht des Vorsitzenden mit anschließender Diskussion

4. Kassenbericht der Schatzmeisterin

5. Bericht des Rechnungsprüfers

6. Entlastung des Vorstands und der Schatzmeisterin

7. Neuwahl des Vorstands

8. Evangelischer Gottesdienst beim Sudetendeutschen Tag 2009 in Augsburg, Entscheidlung über der Spendenvergabe (Gottesdienstopfer)

9. Planungen für 2009 und 2010

10. Termin, Ort und Thema der Jahrestagung 2010

11. Beratung über das Kirchenjubiläum der DEKiBMS 2009 in Prag

12. Information und Aussprache über aktuelle Entwicklung unserer Tätigkeit, Sonstiges (u.a. Fortführung der Mitteilungen von "Glaube und Heimat" und "Erbe und Auftrag")

Weitere Anträge zur Tagesordnung sollten schriftlich bis spätestens 21. April 2009 beim Vorsitzenden eingegangen sein.

Markkleeberg, 17. März 2009

Mit freundlichen Grüßen
Karlheinz Eichler, Vorsitzender



David Zeisberger und sein Traum
von den Mährischen Indianern

Wanderausstellung zum 200. Todestag des Herrnhuter Missionars

Die im letzten September eröffnete Wanderausstellung, auf die wir bereits in unserer letzten Ausgabe hingewiesen haben, wird von der Johannes-Mathesius-Gesellschaft - Evangelische Sudetendeutsche e.V., dem Verein heimattreuer Kuhländler e.V., der historisch-heimatkundlichen Gesellschaft "Moravian" in Zauchtel (Suchdol nad Odrou) und mit Unterstützung des Universitätsarchivs Herrnhut und des Völkerkundemuseums Herrnhut veranstaltet.

Hier sind die weiteren Termine:


    29. 5. - 31. 7. 2009
    in München

    Haus des Deutschen Ostens


    Am Lilienberg 5, 81669 München
    Tel. 089/44 9993-0 / Fax: 089/44 9993-150
    E-Mail: poststelle@hdo.bayern.de

    Öffnungszeiten:
    Montag-Donnerstag 10-20 Uhr
    Freitag 10-15 Uhr

    Ausstellungseröffnung:
    28. 5. 2009, 18 Uhr 30

    30.-31. Mai 2009
    in Augsburg

    Sudetendeutscher Tag


    ab 17. Juni 2009
    in Herrnhut

    Schloß Berthelsdorf


    Zinzendorf-Schloss
    02747 Berthelsdorf
    Tel. 035873/2536
    Fax: 035873/33745
    E-Mail: taesler@t-online.de

    Ausstellungeröffnung:
    17. Juni 2009, 16 Uhr


Bundestreffen der Ackermanngemeinde

Sudetendeutsche Katholiken vom 1. bis zum 4. August in Pilsen

Unsere Gesellschaft ist eng verbunden mit der katholischen Ackermann-Gemeinde. So nehmen seit Jahren Mitglieder unserer Gesellschaft auf Einladung unserer katholischen Glaubensgeschwister an deren mehrtägigen Bundestreffen teil.

In diesem Jahr findet das Bundestreffen zum ersten Mal in der Tschechischen Republik statt und zwar vom 1. bis 4. August in Pilsen. Das Bundestreffen steht unter dem Thema "Nachbarn - Freunde - Europäer".

Wir weisen gern auf diese Veranstaltung hin. Auch viele Evangelische haben in den letzten Jahren immer wieder erfreut Äußerungen des Pilsener Bischofs Franti¹ek Radkovský zur Kenntnis genommen, dem die sudetendeutsch-tschechische Versöhnung ein dringendes Anliegen ist. Daher ist es sicherlich auch für uns von Interesse, wie er auf die Entscheidung der Ackermann-Gemeinde reagiert hat. An alle Freunde und Mitglieder der Ackermann-Gemeinde wendet er sich mit dem folgenden Brief:

Sehr geehrte, liebe Freunde!

Mit großer Freude habe ich die Nachricht entgegengenommen, dass die Ackermann-Gemeinde für ihr 31. Bundestreffen das westböhmische Pilsen, den Bischofssitz der vor 15 Jahren gegründeten Diözese, als Tagungsort ausgewählt hat. Als gastgebender Bischof lade ich alle Mitglieder und Freunde der Ackermann-Gemeinde herzlich ein, vom 1. bis 4. August 2009 in großer Zahl nach Pilsen zu kommen. Die tschechische Kirche wertet dies als ein starkes Zeichen Ihrer tiefen Verbindung mit unserem Land und seinen Menschen.

Dieses erste Bundestreffen Ihrer Gemeinschaft auf böhmischem Boden wird mit seinen gesellschaftlichen kulturellen und religiösen Begegnungen die schon bestehenden Kontakte meiner Diözese und seiner Gläubigen nach Freiburg und Regensburg, aber auch zu anderen deutschen Regionen, verbreitern und intensivieren.

Ich bin überzeugt, dass von Pilsen ein großes Hoffnungszeichen für unsere Gesellschaften ausgehen wird, nämlich dass wir Christen auf dem Fundament unseres Glaubens Mauern überspringen, Gräben zuschütten und Wege in eine versöhnte und friedliche Zukunft finden können und gemeinsam gehen wollen.

Darüber hinaus wird auch das Flair unserer Stadt dazu beitragen, dass das Bundestreffen der Ackermann-Gemeinde in Pilsen zu einem motivierenden Erlebnis für Sie, die Gäste, und für uns als Gastgeber wird.

So sage ich schon heute allen Teilnehmern aus Deutschland, der Slowakei und der Tschechischen Republik ein "Herzliches Willkommen".

Pilsen, den 25. Juli 2008

+ Mons. Franti¹ek Radkovský, Bischof von Pilsen


Nähere Auskünfte erteilt Interessenten gerne die Geschäftsstelle der Ackermann-Gemeinde:

Ackermann-Gemeinde e.V.
Heßstraße 24, 80799 München
Tel. 089/272942-0, Fax: 089/272942-40
http://www.ackermann-gemeinde.de

Johanna Gerstberger, Ludwigsburg



Sudentendeutscher
Tag in Augsburg

Der nächste Sudentendeutsche Tag findet am 30./31. Mai 2009 in Augsburg im Messezentrum statt. Wir laden ganz herzlich zum Evangelischen Gottesdienst am Pfingssonntag um 9 Uhr im Messezentrum, TC Ebene 2, Raum 2.1 ein. Predigen wird Pfarrer Marek Ry¹ánek aus Eger.



Kontakt

Unsere Anschrift lautet:

Johannes-Mathesius-Gesellschaft
Evangelische Sudetendeutsche e.V.
Honorarkonsul i.R. Karlheinz Eichler
Bahnstraße 16, 04416 Markkleeberg
Telefon/Fax: 034299 - 75270

E-mail: mathesius@volny.cz
Webseite: http://www.volny.cz/mathesius


Spendenkonto

Wir bitten ganz herzlich um Spenden für die Finanzierung der Weiterführung unserer Arbeit. Überweisungen erbitten wir auf das Konto:

Johannes-Mathesius-Gesellschaft - Evangelische Sudetendeutsche e.V.
Bankhaus J. Faisst, Wolfach, 12104 (BLZ 664 327 00)


Impressum

Glaube und Heimat ist das Mitteilungsblatt der Johannes-Mathesius-Gesellschaft Evangelische Sudetendeutsche e.V. Herausgegeben von Honorarkonsul i.R. Karlheinz Eichler, Bahnstraße 16, D-04416 Markkleeberg. Zusammenstellung und Layout: Johanna Gerstberger, Schumannstr. 28, 71460 Ludwigsburg.

Redaktionsschluß für die Weihnachtsausgabe 2009: 15. Oktober 2009. Diesen Termin bitte unbedingt einhalten! Später eingehende Manuskripte können leider nicht mehr berücksichtigt werden.




Zeitschrift:

> Bezug per E-Mail
> Glaube und Heimat 1/2011
> Glaube und Heimat 1/2011 (PDF-Datei zum Ausdrucken)
> Glaube und Heimat 2/2010
> Glaube und Heimat 2/2010 (PDF-Datei zum Ausdrucken)
> Glaube und Heimat 1/2010
> Glaube und Heimat 1/2010 (PDF-Datei zum Ausdrucken)
> Glaube und Heimat 2/2009
> Glaube und Heimat 1/2009
> Glaube und Heimat 2/2008
> Glaube und Heimat 1/2008
> Glaube und Heimat 2/2007
> Glaube und Heimat 1/2007
> Glaube und Heimat 2/2006
> Einladung zur Mitarbeit
> Redaktion

Valid HTML 4.01!
© Copyright 2006-2019 Johannes-Mathesius-Gesellschaft - Evangelische Sudetendeutsche e.V.
www: https://www.mathesius.org Mail: info@mathesius.org
Webhosting: wyl.de Tuesday, 29-Jan-2019 12:48:29 CET