Liebe Mitglieder und Freunde der Johannes-Mathesius-Gesellschaft!
Und wieder neigt sich das Jahr 2006 seinem Ende entgegen. Diese Zeit wird uns
verschönt durch das Weihnachtsfest, der Geburt unseres Herrn. In dieser
unserer schnelllebigen Zeit ist das ein besinnlicher Ruhepunkt für uns
Christen. Meist halten wir Rückschau auf das vergangene und auch im
Ausblick auf das neue Jahr, überlegen wir uns, was uns wohl erwarten wird.
Unsere Johannes-Mathesius-Gesellschaft hat sich auch in dem zu Ende gehenden
Jahr wieder für die Interessen der evangelischen Sudetendeutschen
eingesetzt.
Wie allerorten in den Medien zu sehen und zu hören ist, wird der 2.
Weltkrieg mit all seinen Folgen sowie der historischen Entwicklung von allen
Seiten untersucht, ausgewertet und so dargestellt, als wäre das alles erst
gestern geschehen. Dabei ist es schon 60 Jahre her, also zwei
Menschengenerationen. Besonders auch die evangelischen Sudetendeutschen und
ihre Familien zählen zu den Zeitzeugen als Betroffene, die die Heimat und
alles Gut verlassen mussten.
Deswegen ist der Ackermann-Gemeinde ganz herzlich zu danken, dass sie ihre
Jubiläumsveranstaltung zum ihrem 60jährigen Bestehen in Erfurt mit
dem Thema "Versöhnung leben - Frieden gestalten" durchführte. In
hervorragenden, tiefgründigen Vorträgen wurde mit offenen Worten
dieser Zeit gedacht und sie gewürdigt. Einen Bericht über diese
Veranstaltung finden Sie in diesem Mitteilungsblatt.
Auch wir veröffentlichen in dieser Ausgabe zu diesem Anlass eine Predigt
von Herrn Pfarrer Erik Turnwald, dem die evangelischen Sudetendeutschen viel zu
verdanken haben, eine Predigt, die er beim Sudetendeutschen Tag 1965 gehalten
hat und die in den vergangenen 42 Jahren nicht von ihrer Aktualität
verloren hat.
Ein wichtiges Anliegen wurde auf unserer Jahrestagung im Mai aufgegriffen,
indem wir uns für die würdige Bestattung der 4 000 Soldaten und
über 250 Zivilisten einsetzten, die in
Aussig in den letzten Kriegstagen umgekommen waren und deren sterbliche
Überreste bisher unbestattet sind. Die Deutsche Botschaft in Prag und die
Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder haben Unterstützung
bereits zugesagt. In den letzten Monaten ist Bewegung in die Angelegenheit
gekommen. Auch dazu finden Sie ausführliche Informationen in dieser
Ausgabe.
Gleichzeitig haben wir den schlechten Zustand des evangelischen Friedhofs in
Prag angesprochen, wo dringende eine Verbesserung erfolgen sollte. Ist dies
doch in unserem ureigensten Interesse, das langjährige Wirken der
evangelischen deutschen Volksgruppe in Böhmen zu dokumentieren.
Mit diesen nachdenklichen Informationen über einen Teil unserer
Tätigkeit möchte ich Ihnen allen eine schöne Adventszeit
wünschen, ein besinnliches Weihnachtsfest und für 2007 Gottes Segen
in einer hoffungsvollen Zeit. Ich grüße alle Mitglieder und ihre
Familien unserer Gesellschaft in Böhmen, der Slowakei, Österreich,
Deutschland und der Schweiz.
In herzlicher Verbundenheit
Ihr Karlheinz Eichler
Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg,
macht in der Steppe eine ebene Bahn unserem Gott! Alle Täler
sollen erhöht werden und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt
werden, und was uneben ist soll gerade, und was hügelig ist soll
eben werden; denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden, und
alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des Herrn Mund hat's geredet.
Jesaja 40,3-5
Advent bedeutet: Er kommt. Gott kommt in die Welt. Der Prophet Jesaja
sieht ihn kommen. Wenn der Gott Israels kommt, haben die Gefangenschaft, die
Unterdrückung und die Trauer ein Ende. Mit ihm werden Frieden und
Gerechtigkeit in die Welt einziehen.
Wie bitte? Frieden und Gerechtigkeit - heute? Gott kommt in die Welt? Ist
unsere Welt nicht der beste Beweis dafür, dass Gott nicht kommt? Oder
dafür, dass Gott sie vor längerer Zeit schon sich selbst
überlassen hat? Wenn wir heute überhaupt etwas kommen sehen, dann
doch wohl bestenfalls das Weltende in Form einer ganzen Reihe von
ökologischen, militärischen und sozialen Katastrophen, aber keinen
Gott!
Nun weiß allerdings schon Jesaja, dass Gottes Kommen kein Spaziergang
wird. Der Weg führt durch die Wüste. Unwegsames Gelände trennt
die Menschen von ihrem Gott. Ja, Berge müssen erst eingeebnet und
Täler erhöht werden, bevor der Herrn kommen kann.
Was dem Frieden entgegensteht - die Kluft zwischen Arm und Reich, die
vermeintlich natürlichen Unterschiede zwischen Rassen und Klassen,
nationale und religiöse Gegensätze, Feindschaft und
Interessenskonflikte - dies alles sind, so scheint es, unüberwindliche
Hindernisse auf dem Weg Gottes zu den Menschen.
Die Unzulänglichkeit unserer Welt für Gott nennt die Bibel
Sünde. Die Stimme des Propheten ruft uns zu Gott: Gott will diese
Hindernisse überwinden. Er sucht einen Weg zu den Menschen. Gott will und
kann die Menschen aus Sünde und Feindschaft befreien. Aber er kann und
will das nicht ohne die Menschen tun. Deshalb ruft der Prophet Jesaja: Bereitet
dem Herrn den Weg! Räumt beiseite, was euch von Gott trennt. Öffnet
euch für sein Kommen. Wenn ihr ihm euer Herz öffnet, dann werden alle
Hindernisse überwindbar: Der Glaube kann Berge versetzen. Ihr werdet es
selbst sehen - denn des Herrn Mund hat's geredet.
Die Stimme des Propheten versichert uns, dass Gott kommt: Auch in eine Welt,
die nichts von Frieden und Gerechtigkeit wissen will; auch zu denen, die ihn
noch nicht kennen. Zugleich stellt sie jeden von uns vor die gar nicht so
leichte Frage: Wie findet er seinen Weg zu mir?
Vergessen wir über unseren Weihnachtsvorbereitungen nicht, dass Gottes
Kommen auf Veränderung zielt! Was für eine Veränderung, wessen
Veränderung ist gemeint? Sie beginnt damit, dass Menschen - zunächst
zaghaft, dann immer fester - mit Gottes Kommen rechnen und danach leben.
Denjenigen, die seine Ankunft wirklich erwarten, wird man das ansehen.
Es sind Leute, die sich nicht von ihrem Alltag erdrücken lassen, sondern
dem Gottesreich entgegen leben. Mit der Welt, wie sie ist, können sie sich
nicht zufrieden geben, denn sie wissen ja: Das Beste kommt erst noch. Sie
klagen nicht besserwisserisch über gottlose Zustände, sondern
versuchen selbst, den ersten Schritt zur Versöhnung zu tun. Sie gehen
Konflikten nicht aus dem Wege, aber lassen sich von Bosheit und Zynismus nicht
beherrschen, weil sie wissen, dass Gott seinen Weg zu jedem Menschen sucht.
Kurz, es sind Leute, die an ihrem Ort, in ihrem Land und in ihrer Zeit dem
Frieden und der Gerechtigkeit den Weg bereiten.
Pfarrer Christof Lange, Prag
Predigt von Pfarrer Erik Turnwald beim Sudetendeutschen Tag am 06. Juni
1965 in der Erlöserkirche in Stuttgart
Predigttext:
Lass dich nicht gelüsten deines Nächsten Hauses
2. Mose 20, 17
Wir könnten, liebe Gemeinde, in der heutigen Zeit verführt
sein, die zehn Gebote als nicht mehr anzusehen, denn als ein Moralgesetz, das
zu halten oder nicht zu halten, in unserer freien Verfügung steht. Das
aber wäre ein verhängnisvoller Irrtum. In Wahrheit deuten die zehn
Gebote in die Tiefen unserer Existenz. Diese Gebote zu verfehlen, heißt in
Wahrheit, unsere uns von Gott gegebene Existenz zu verfehlen.
Dies wollen wir prüfen an der Betrachtung des neunten Gebotes: Lass dich
nicht gelüsten deines Nächsten Hauses.
Es ist ein auch, und gerade in dieser Stunde, sehr aktuelles Gebot für
jene, welche aus ihrer Heimat vertrieben wurden, ohne sie verloren zu haben,
wie für jene, welche ihre Heimat behalten haben und dennoch in der Gefahr
stehen, sie zu verlieren.
Da ist zuerst die Frage, was denn das ist: das "Haus"?
Es wäre sehr vordergründig und kurzschlüssig, darunter nur das
von Händen gemachte und aus Steinen gebaute Gebäude zu verstehen, in
dem wir wohnen. Gewiss ist auch dies gemeint und es ist verboten, nach diesem
Haus als einem Besitz eines anderen Menschen zu gelüsten. Aber das Haus
ist mehr. Es ist jenes "Dach über dem Kopf", jener Raum des Schutzes und
der Geborgenheit, den wir alle ersehnen, weil wir ihn brauchen, um in der
Ungesichertheit der irdischen Umwelt einen Raum der Geborgenheit zu besitzen.
Aber dies geschieht erst dann in vollem Sinne, wenn aus dem "Haus" ein "Heim"
wird. Auch eine Viehhütte, ein Gefängnis, eine Fabrik sind
Häuser. Aber sie sind nicht ein Raum der Geborgenheit im Sinne des
"Heimes". Wir sind dort nicht "daheim". Es ist uns "un-heimlich", wenn wir als
die Getriebenen und Ungeborgenen kein Heim besitzen. All dies gilt in noch
größerem Maß für jenen Raum der Geborgenheit, den wir
Heimat nennen. Haus, Heim und Heimat, ist für jeden Menschen, bewusst oder
unbewusst, der von ihm ersehnte Raum der Geborgenheit in der Welt, denn wir
auch dann noch meinen, wenn wir von "Haus Gottes" und der in diese Welt
eingebrochenen ewigen Heimat vor Gottes Angesicht sprechen. Es ist die
Sehnsucht nach der Heimstätte, welche die Vertriebenen ebenso
durchglüht, wie das jüdische Volk entbrannte, in Sehnsucht nach
seiner Heimstätte im alten und neuen Israel.
Die Begriffe und Realitäten von Haus, Heim und Heimat sind keine Erfindung
der Deutschen oder der vertriebenen Deutschen. Die Worte dùm, domov und
domovina unserer tschechischen Nachbarn gelten dem gleichen Tatbestand. Und die
griechischen Worte oikos, oikonomia und oikoumene besagen dasselbe, denn sie
beziehen sich auf den Raum der Ordnung und Geborgenheit in dieser Welt. Wir
erinnern uns noch genau an die tschechische Nationalhymne "Kde domov
mùj?", die da fragt: "Wo ist mein Heim?" Und diese irdische, weltliche
Heimat der Nationalhymne wird von uns Christen überhöht im
Verständnis auch der in der Welt sich befindenden kirchlichen und
ökumenischen Heimat, deren Vollendung und Erfüllung erst die
göttliche Heimat vor dem Angesicht Gottes ist.
Dieser Raum der Geborgenheit, den wir Haus, Heim oder Heimat nennen, gilt
jedoch nicht nur in seiner horizontalen Breite in der Wirklichkeit unserer
Gegenwart und in der Ausbreitung innerhalb unseres Lebens- und
Gesellschaftsbereiches. Diese Heimat ist umfassender; denn sie hat auch einen
vertikalen Charakter: Sie geht in die Tiefe der Geschichte und weist in die
Verborgenheit der Zukunft. "Ich und mein Haus" - das ist nicht nur die lebende
Generation meiner Familie, sondern es ist das "Haus meiner Väter", es ist
die lange Reihe meiner Vorfahren und ihrer Geschichte. Es ist gleichzeitig die
Projektion meines "Hauses" in die Zukunft. Wir können uns dem Umstand
nicht entziehen, dass wir Kind und Enkel unserer Eltern und Voreltern und damit
Erbe unserer Geschichte sind. In die Kontinuität der Geschlechter hat uns
Gott hinein gestellt. Was heißt denn "Haus Habsburg" oder "Haus
Hohenzollern"? Ist es nicht die verantwortliche Kontinuität der
Geschlechter und Zeiten, die sich in einem solchen Namen widerspiegeln? Es gibt
nicht nur eine vertikale, eine geschichtliche "Haftungsgemeinschaft", wie das
neuerdings so schön heißt. Der Raum der Geborgenheit und der
Verantwortung umfasst auch unsere Herkunft und unser Erbe, dem wir nicht
entgehen können und das wir vor Gott zu verantworten haben. Wir sprechen
von einer "unbewältigten Vergangenheit" dort, wo wir uns dieser
Verflochtenheit in die Geschichte unseres Hauses und unserer Heimat entziehen
wollen. Die unbewältigte Vergangenheit beginnt für uns aber nicht
1933 oder 1945, wie dies vordergründige Geschichtstheologen meinen,
sondern sie beginnt dort, wo unser Name, unsere Familiem, unser Volk, unsere
Kirche in der Geschichte beginnen. Dabei ist die Geschichte als die vor Gott
bewegte Geschichte auch dort noch Ort der Geborgenheit, wo wir gefehlt haben, -
wohl gemerkt, gefehlt vor Gottes Angesicht! - und wo wir auch in Schuld und
Sühne der Gnade Gottes überan twortet sind, nämlich: in der
vergebenden Gegenwart Gottes in Jesus Christus. Diese Geborgenheit in der
Kontinuität der Geschichte und in der Gegenwart Gottes in Jesus Christus
ist die Dauer im Fluss der Zeit, die allein uns das Wagnis ermöglicht, der
Zukunft entgegen zu gehen.
All' dies, diese Heimat in der vertikalen und horizontalen Kontinuität ist
uns anvertraut als den treuen Haushaltern Gottes. Dazu gehört alles:
Familie und Eigentum, Gemeinschaft und Volk, Beruf, Ordnung und Recht in dieser
Welt. Dazu gehört auch die Heimat der Kirche, in die uns Gott
hineingeboren und in der er uns wiedergeboren hat in der Taufe. Dies ist die
Kirche als der Leib Jesus Christi. Es ist aber die Kirche in ihrer sichtbaren
Gestalt in der Heimatkirche und ihrem Vermächtnis. Sie, auch sie haben wir
zu verantworten als die guten Haushalter der Geheimnisse Gottes in der
Geschichte.
Wer uns diese Heimat, dieses Haus der Geborgenheikt nehmen will,
versündigt sich am Gebot Gottes. Denn war dieses Gebot einmal gerichtet an
das von Gott auserwählte jüdische Volk, so ist es heute gerichtet an
das in Christus auserwählte christliche Volk. Es ist die Kirche, auch in
ihrer jeweiligen institutionellen Form, welcher dieses Vermächtnis aus
Herkunft und Erbe übertragen wurde. Sie darf dieses Erbe nicht aus
oppertunistischer Zweckmäßigkeit verleugnen und verschleudern. Was
für die einzelne Kirche gilt, gilt auch für die Kirche als
Ölkumene. Denn rechte Ölumene ist nicht nur eine gegenwartbezogene
Zweckorganisation, sondern es ist eine verpflichtende Gemeinschaft, welche
gerade für die entrechteten und verfolgten Kirchen einzutreten hat,
zumindest, indem sie ihnen etwas von der Geborgenheit der Bruderschaft gibt und
das, weil sie sich verpflichtet fühlt, gegenüber der Heimat in
Christus. Alle kirchlichen Formen - und ich möchte sagen - alle
kirchlichen "Häuser" und "Heimstätten" in der Geschichte sind
für die Ökumene verpflichtendes Erbe. Darum sind auch die verfolgten,
die nicht organisierten, die nur im Gedächtnis oder im Untergrund lebenden
Kirchen Bestandteil der Ökumene. Die Ökumene versündigt sich an
dem Geschichtshandeln Gottes, wenn diese Kirchen im Herzen, im Gedächtnis
und auch als Inhalt des Gebetes liquidiert werden. Auch die vertriebenen
Heimatkirchen gehören zur Ökumene als ständige Mahnung und
Verpflichtung. Nicht die finanzielle, territoriale und juristsche Machtposition
sollte entscheidend sein, sondern die Bruderschaft mit den Entmachteten, den
materiell Besitzlosen, den aus weltlicher Heimat Vertriebenen.
Die vertriebenen Ostkirchen sollten volles Gastrecht genießen und nicht
Objekte der Diakonie sein. Nicht das Almosen schafft Bruderschaft, sondern die
Solidarität des Bekennenes zur gemeinsamen Geschichte Gottes.
Das neunte Gebot warnt davor, dem Nächsten in Lust und Begierde nach
seinem Haus, seiner Heimat, seiner kirchlichen Geborgenheit zu verlangen. Es
warnt davor, nach seinem Besitz und den ihm anvertrauten Menschen zu begehren.
Manche mögen hier zuerst an die materiellen Güter denken, die man uns
geraubt hat. Andere denken an das Recht auf Heimat im alten und neuen
Lebensbereich. Aber in dieser Stunde muss auch daran erinnert werden, dass es
auch ein Gelüste gibt, dem Menschen jenen Raum der Geborgenheit zu nehmen,
den wir Heimatkirche, den wir Herkunft und Erbe nennen. Wenn wir die
Traditionen der Heimatkirche nicht mehr bewahren und pflegen dürfen, wenn
wir den nachfolgenden Generationen nicht mehr predigen und lehren dürfen,
was Gott uns in unserer Geschichte gelehrt hat, wenn die Geschichte unserer
Heimatkirche aus den Annalen und Lehrbüchern der binnendeutschen
Gelehrsamkeit ausradiert wird, wenn man uns direkt oder indirekt zwingen will,
das Reich Gottes in den ökumenischen Ländern zu verleugnen, dann ist
das neunte Gebot verletzt. Wir blicken mit Respekt und brüderlicher
Hochachtung auf unsere hugenottischen Glaubensbrüder in Deutschland, wie
auch auf die unseren Herzen besonders nahestehenden Glaubensbrüder der
böhmischen und der Herrnhuter Brüdergemeine. Sie sind in der
glücklichen Lage, auch in einer neuen Heimat und Umwelt, auch in
nachgeborenen Generationen das Reich Gottes in der Geschichte ihres Glaubens
und ihrer Kirche bewahren und bekennen zu dürfen. Wir haben als deutsche
Protestanten in Böhmen wie in Österreich durch Generationen hindurch
und ohne äußere institutionelle Kirche den Glauben unserer Väter
bewahrt und sollten ihn jetzt in der Vertreibung leugnen? Wer sich seiner
Geschichte schämt, der wird sich einst auch seiner jetzigen Gegenwart
schämen. Wer nicht tradiert, der radiert. Und wer nicht als ein treuer
Haushalter Gottes aus der Verpflichtung seiner Geschichte lebt, der wird zum
Streusand der Geschichte. Unser Herr Kirchenpräsident hat gesa gt, dass
unsere Kirche und ihre Geschichte mit ihren Glaubenserfahrungen die Mitgift
ist, die wir in unsere neue Heimat mitbringen. Diese Mitgift der
ökumenischen Gemeinschaft mit unseren tschechischen Glaubensbrüdern
ist der fruchtbarste Beitrag zu einer Versöhnung zwischen unseren Kirchen
und Völkern. Wer aber verlangt, dass wir unsere Kirche verleugnen und den
kommenden Generationen nicht als verpflichtendes Erbe weitergeben, der
versündigt sich gegen Gottes Gebot.
Gott hat uns mit der Vertreibung eine schwere Prüfung auferlegt. Diese
Prüfung ist eine Glaubensprobe und für den, der sie besteht, eine
Quelle des Reichtums. Lernen wir die Vertreibung als eine Gnade Gottes
verstehen. Die Zukunft wird uns erst diese Gnade in ihrem ganzen Licht
offenbaren. Gott hat uns nicht verlassen, jener Gott, der uns in unserer
böhmischen Geschichte zu allen Zeiten geprüft und geläutert hat.
Gott wird uns als böhmische Protestanten, denen er in ihrer Heimatkirche
ein Vermächtnis anvertraut hat, auch in Zukunft nicht verlassen. Unsere
Kirche besteht nicht aus Häusern, Kirchensteuern und Gesetzen, sondern sie
steht und lebt aus dem mutigen Bekenntnis zu unserem Herrn Jesus Christus, wie
er uns in unserer Geschichte begegnet ist und uns in den kommenden Generationen
begegnen wird. Wenn wir einst und die kommenden Generationen vor seinem Gericht
erscheinen, dann wird er uns fragen: Was hast du gemacht mit dem Haus deiner
Väter? Wo hast du das Erbe, das ich dir anvertraut habe? Wehe dem dann,
der dieses Erbe verleugnet und verschleudert hat. Denn nicht die Vertreibung
ist das Gericht. Die Vertreibung ist die Prüfung unseres gnädigen
Gottes, Aber er wird Gericht halten über unsere Treuelosigkeit, wenn wir
uns nehmen lassen, was er uns anvertraut hat und wonach die Welt gelüstet.
Gott, der Vater unseres Herrn Jesu Christi, schenke uns Standhaftigkeit im
Glauben und Bewahren. Amen.
Pfarrer Erik Turnwald
Von unserem Mitglied Herrn Anton Haidmann aus Heidelberg, der aus St.
Joachimsthal stammt, erreicht uns folgender interessanter Beitrag. Ganz
herzlichen Dank dafür.
Schon seit dem 18. Jahrhundert gibt es unter den Mathesius-Forschern
eine rege Diskusskon über die Anzahl der Auflagen, der Erscheinungsorte
und -jahre der "Sarepta oder Bergpostill". Die Angaben in alten und auch
neueren Mathesius-Biografien und Bibliografien schwanken zwischen neun und
zwanzig. Auch zu den Ausgabejahren und -orten gibt es recht unterschiedliche
Angaben von mehreren Autoren. Um endlich Klarheit zu schaffen, wurde vor
einigen Jahren, initiert vom ehemaligen Vorsitzenden der JMG, Pfr. Dr.
Alfred Eckert, in ca. 300 Bibliotheken im In- und Ausland recherchiert. So
konnte dokumentiert werden, dass es "nur" 9 Auflagen gab: 1562 (erste), 1564,
1571, 1578, 1587, 1618, 1619, 1620, 1679 (letzte). Die Erscheinungsorte 1562 -
1587 Nürnberg, 1618 - 1620 Leipzig, 1679 Freiberg/Sachsen.
Der vollständige Text mit Ergebnissen der Recherchen und auch
Erwähnungen von Autoren und ihren Publikationen mit unrichtigen Angaben
zur Sarepta, ist erschienen in der Zeitschrift für Kunst und Kultur im
Bergbau "Der Anschnitt" Heft 4, 2001.
am 19. Mai 2006 im Heiligenhof, Bad Kissingen
Unsere Gesellschaft hatte zur Mitgliederversammlung und erweiterten
Vorstandssitzung in in den Heiligenhof nach Bad Kissingen eingeladen. An der
Mitgliederversammlung nahmen 9 Personen teil.
Anhand des Protokolls möchten wir alle diejenigen, die nicht dabei sein
konnten über die wichtigsten Themen und Beschlüsse informieren.
Der Vorsitzende begrüßte die Teilnehmer auf dem Heiligenhof stellte
die Beschlussfähigkeit der Mitgliederversammlung fest. Die Einladung ist
satzungsgemäß rechtszeitig ergangen.
Wir beklagen außerordentlich den Tod von zwei langjährigen
verdienstvollen Mitgliedern unseres Vereins.
Am 10. Februar 2006 verstarb in /Österreich Herr Altbischof Dr. Oskar
Sakrausky und 26. April 2006 Frau Christa Ehlert aus Osnabrück.
Durch ihren unermüdlichen Einsatz, ihre Freundlichkeiten, Gläubigkeit
und ihre Schriften werden sie uns immer gegenwärtig sein.
Das Protokoll der letzten Mitgliederversammlung war im der Weihnachtsausgabe
2005 von Glaube und Heimat abgedruckt. Es wurde von den anwesenden Mitgliedern
zustimmend zur Kenntnis genommen.
Aktiv sind zur Zeit 55 der 117 Mitglieder. Frau Ursula Weißgärber ist
aus gesundheitlichen Gründen von ihremAmt als Schatzmeisterin
zurückgetreten und hat die Kasse und die Buchungsunterlagen dem
Vorsitzenden übergeben.
Als neue Mitglieder sind im vergangenen Jahr die Herrn Horst Schinzel und
Pfarrer Chrisfof Lange hinzukommen.
Die Beteiligung am Kirchentagsstand der JMG-ES war sehr gering.
Die Versöhnungserklärung der von evangelikalen und charismatischen
Gemeinden getragene Versöhnungserklärung (Køes»anská
misijní spoleènost - KMS) war bei den übrigen
Kirchtagsteilnehmern weitgehend unbekannt und wird von den EKMOE-Mitgliedern
kontrovers beurteilt.(Sie war in der Weihnachtsausgabe 2005 von Glaube und
Heimat im Wortöaut abgedruckt, ebenso die eigene Erklärung der
Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder zum gleichen Thema). Nach
dem Eindruck einzelner Teilnehmer aus dem Kreis der JMG-ES bringen wir vor
allen unsere kirchengeschichtlichen deutsch-tschechischen Inhalte zu wenig ein.
Unsere Gesellschaft beteiligte sich auch dort mit eigenem Informationsmaterial
am Informationsstand der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Von Bischof
Huber und anderen offiziellen Kirchenvertretern wurde die
Versöhnungserklärung der KMS nicht erwähnt. Auf dem Markt der
Möglichkeiten war die KMS aber mit einem eigenen Stand präsent. Die
Atmosphäre war aufgeschlossener als beim Deutschen Evangelischen
Kirchentag, Diskussionen eher möglich.
Der Bericht von Herrn Horst Schinzel war in Glaube und Heimat abgedruckt. Es
wurde des Jahrestages des Kriegsendes gedacht. Leider fehlte ein Bedauern
darüber, dass die Katholischen Sudetendeutschen in Bayern präsent
sind, während die Evangelische Kirche in der Öffentlichkeit
untergeht.
Die Oganisation des Evenglischen Gottesdienstes am Pfingstsonntag hat gut
funktioniert. An dem Gottesdienst haben etwa 60 Personen teilgenommen. Der
Vorsitzende der Sudetendeutsxchen Bundesversammlung, Herr Dr. Werner Nowak nahm
als Katholik zum zweiten Mal am evangelischen Gottesdienst teil. Die Einladung
als Referent zu unserer diesjährigen Hauptversammlung musste er aus
familiären Gründen leider absagen.
Der Bericht von Herrn Rainer Schmelzle war in "Glaube und Heimar" bereits
abgedruckt. Es war eine gute Zusammenarbeit zwischen dem
Kirchengeschichtsverein Veritas und dem Johannes-Mathesiuus-Gymnasium aus
Rochlitz. Eine zweisprachige Dokumentation soll im Laufe des Sommers
erscheinen. Die nicht symmetrische Zusammensetzung der Teilnehmer - nicht
kirchlich orientierte Gymnasiasten aus Sachsen und eher jüngere
evangelische Jugendliche aus Tschechien - stellte die Leitung vor einige
pädagogische Probleme.
Die Jugendlichen waren jedoch hoch motiviert und die Begegnung brachte beiden
Seiten neue Erfahrungen. Eine direkte Fortsetzung dieser Arbeit ist nicht
möglich, da die Schüler aus Deutschland die Schule beenden,
während die tschechischen Schüler eher an einem festen
Teilnehmerkreis interessiert sind. Weitere Seminare dieser Art wären aber
sicher sinnvoll, vielleicht auch zu einem ähnlichen Thema, aber mit
anderen Teilnehmern.
Herr Lange und Herr Gall wurden mit der Rechnungspüfung beauftragt. Den
Finanzbericht der ausgeschiedenen Schatzmeisterin, Frau Weißgärber,
verlas der Vorsitzende.
Im Jahr 2005 haben 55 Einzelspender zu einem Spendeneingang von mehr als 1.000
Euro beigetragen. Der Kontostand betrug im Zeitpunkt der Prüfung 4.742,45
Euro.
Die Buchhaltung wurde von Herrn Gall während der Mitgliederversammlung
geprüft. Er hat festgestellt, dass die Rechnungsunterlagen
sorgfältig, übersichtlich und den geltenden Vorschriften entsprechend
geführt wurden. Die Abgleichung der Belegung mit der Buchhaltung ergabe,
dass die Aufzeichnungen sachlich richtig und vollständig sind.
Auf Empfehlung der Rechnungsprüfer wurden der Vorstand und die
Schatzmeisterin entlastet.
Nach dem Rücktritt von Frau Ursula Weißgärber ist das Amt der
Schatzmeisterin neu zu besetzen. Frau Johanna Gerstberger stellt ihre Funktion
als stellvertretende Vorsitzende zur Verfügung und kandidiert als
Schatzmeisterin.
Sie wird ohne Gegenkandidaten einstimmig per Akklamation gewählt. Der
bishierigen Schatzmeisterin Ursula Weißgärber dankt der Vorsitzende
im Namen der Mitglieder für ihre Arbeit.
Zum stellvertretenden Vorsitzenden wählt die Mitgliederversammlung
einstimmig Herrn Pfarrer Christof Lange. Als Beiräte werden einstimmig die
Herrn G. Gall, F. Reinholz und Dr. G. Messler gewählt.
Frau Gerstberger organisiert nach guter Vorarbeit durch Frau Ehlert den
Evangelischen Gottesdienst am Pfingstsonntag.
Die Kollekte geht das Evangelische Tschechische Unitätswerk der
Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder
Herr Gall nimmt an der interessanten Veranstaltung teil.
Teilnahme durch Herrn Schintzel, um unsere Interessen in diesem Gremium zu
vertreten.
Die Entscheidung der letzten Mitgliederversammlung wird in folgendem Sinn
korrigert: Die JMG-ES ist weiter daran interessiert mitzuarbeiten, insbesondere
im Bereich der Tagungen, Um eine regelmäßige Teilnahme an den
Jahreskonferenzen wird die JMG-ES bemühen.
An der nächsten Studien6tagung des Ostkirchenkonvents vom 28.09. -
01.10.2006 in Breslau, auf der auch ein Referat über die Vertreibung in
der Tschechoslowakei vorgesehen ist, nimmt Herr Gall teil.
Termin und Thema der Tagung in Hannover werden noch bekanntgegeben. Der
Vorsitzende wird versuchen, einen Teilnehmer zu entsenden.
Die Einladung, abgedruckt in der Osterausgabe 2006 von "Glaube und Heimat" war
nicht sehr breit gestreut. Die tschechischen Teilnehmer, denen die Kosten
teilweise erstattet wurden, dominierten. Für die Teilnehmer aus der
ungarisch-lutherischen Kirche kam ebenfalls die ELKBY auf. Unter den
Teilnehmern waren nur zwei Sudetendeutsche.
Die ELKBY vertrat Oberkircherat W. Beyl aus Bayreuth, die EKBB Synodalsenior
Ruml. Behandelt wurden vielfältige Probleme des kirchlichen Lebens und
Zusammenarbeit der evangelischen Kirchen in Europa sowie
grenzüberschreitende Probleme (z.B. Feminismus)
Für Beiträge dieser Ausgabe ist Redaktionsschluss am 01.11.2006
Vorgesehen sind u.a folgende Beiträge
* Bericht über die Tagung in Bad Alexandersbad
* Evangelischer Friedhof in Prag
* Die Herrnhuter Losungen und die innerevangelische Ökumene
Redaktionsschluss für die Osterausgabe 2007 ist 15.02.2007.
Als Themenschwerpunkt ist 500 Jahre Brüderunität vorgesehen.
Für die nächste Ausgabe liegen drei Artikel von Prof. Karl Schwarz
und einige weitere Materialien vor. Künftig sollen in der Reihe auch alte
Publikationen und Sonderdrucke, die noch nicht in Erbe und Auftrag erschienen
sind, aber weiter von aktuellem Interesse sind, wieder zugänglich gemacht
werden.
Die über den Ostkirchenkonvent zugängliche Internetseite soll
erweitert werden, so dass der Inhalt der laufenden Ausgaben von "Glaube und
Heimat" auch im Internet zugänglich ist. Die technische Durchführung
Herr Lange und Frau Gerstberger.
Die Mitgliederversammlung wendet sich mit einem Brief an den Synodalrat der
EKBB, in dem sie die tschechische Schwesterkirche bittet, sich für eine
Verbessung der Zustände auf dem evangelischen Friedhof in Prag
einzusetzen.
Die nächste Mitgliederversammlung und Jahreshauptversammlung findet vom
27. - 29.04.2007 voraussichtlich wieder im Heiligenhof in Bad Kissingen statt.
Sie soll anlässlich des Jubiläums der Brüderunität (1457)
die Frage des Verhältnisses der alten Brüderunität zur
erneuerten Herrnhuter Brüderunität behandeln.
Herr Lange klärt, ob die Tagung eventuell in Herrnhut selbst stattfinden
kann.
Das evangelische Landeskirchenamt in Bayern beurteilt die Idee positiv (Brief
vom 04.05.2006). Zur Zeit ist jedoch noch unklar, wer sich aktiv beteiligt. Mit
KR Zenker soll abgeklärt werden, welche Möglichkeiten die Bayerische
Landeskirche zur Verwirklichung des Projektes sieht und inwieweit die
betroffenen Regionalbischöfe die Möglichkeit einer Verwirklichung
sehen.
Herr Gall weist auf die Landesausstellung 2007 "Bayern und Böhmen" hin,
die voraussichtlich wieder Themen der JMG-ES in die Öffentlichkeit tragen
wird.
Der Artikel über die Indianermission der Herrnhuter in "Glaube und Heimat"
wurde positiv aufgenommen und hat neues Interesse an dieser Thematik
entwickelt.
Die Übersetzung eines Quellentextes von Dr. Messler "Rat an König
Georg. Die Verbesserung des Handelswesens in Böhmen betreffend. Ein
nationalökumenisches Traktat aus dem 15. Jahrhundert" passt zwar nicht in
das Programm von "Erbe und Auftrag". Der Vorstand wird aber prüfen, ob die
JMG-ES bei der Herausgabe in anderer Weise behilflich sein kann.
Für 2007 plant die evangelische Gemeinde in Prag-®i¾kov in
Zusammenarbeit mit der Evangelisch-lutherischen Kirche in Tschechien eine
einwöchige Studienreise nach Deutschland zu den Stätten der
Reformation. Die JMG hilft bei der Organisaiton, tritt in den Trägerkreis
mit ein und bringt ihre Kenntnisse der böhmischen und deutschen
Reformationsgeshichte (Coburg, Rochlitz) mit ein.
Für das nächste Jahr soll der ehemalige Synodalsenior der EKBB Dr.
Pavel Smetana für die Predigt beim Evangelischen Gottesdienst gewonnen
werden.
Für 2007 ist eine ökumenische Tagung in Hermannstadt/Sibiu geplant,
für die Herr Eichler schon jetzt seine Teilnahme zusichert.
Mit tiefer Erschütterung hat die Mitgliederversammlung diese Tatsache zur
Kenntnis nehmen müssen, dass immer noch die sterblichen Überreste von
mehr als 4.000 Deutschen keine endgültige letzte Ruhestätte gefunden
haben. Der evangelische Friedhof in Prag, der für die Bestattung
vorgesehen war, steht dafür nicht mehr zur Verfügung. Außerdem
ist dieser Friedhof in einem beklagenswerten Zustand.
Die anwesenden Mitglieder waren einstimmig der Auffassung, sich mit einem Brief
sowohl an die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder als auch an
die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland mit der Bitte zu wenden, darum
bemüht zu sein, dass diese unerträglichen Verhältnisse so rasch
als möglich geändert werden.
Wir geben hiermit unseren Brief und die beiden Antwortbriefe zur Kenntnis:
JOHANNES-MATHESIUS-GESELLSCHAFT EVANGELISCHE SUDETENDEUTSCHE E.V.
Karl-Tauchnitz-Straße 2, D 04107 Leipzig Tel. (0341)212 76 11
An den Synodalrat der Evangelischen Kirche der Böhmischen
Brüder Jungmannova 9 111 21 Prag 1 Tschechien
Bad Kissingen, den 20.05.2006
Liebe Brüder und Schwestern,
die Jahresmitgliederversammlung der Johannes-Mathesius-Gesellschaft -
Evangelische Sudetendeutsche e.V. wurde durch die Medien (Právo,
14.04.2006) aufmerksam auf das ungelöste Problem der sterblichen
Überreste von 4.000 deutschen Soldaten und über 250 Zivilisten, die
seit Jahren auf einem Aussiger Fabrikgelände eingelagert waren und deren
endgültige Bestattung nach wie vor ungeklärt ist. In diesem
Zusammenhang haben wir erfahren, dass von den Plänen zur Bestattung auf
dem evangelischen Friedhof in Prag-Stra¹nice abgerückt wurde.
Zugleich wurde aber gemeldet, dass dieser für die Kulturgeschichte
Böhmens und das gemeinsame Erbe von deutschen und tschechischen
Evangelischen sehr bedeutsame Ort sich in einem beklagenswerten Zustand
befindet.
Wir würden es begrüßen, wenn die in den letzten Jahren
exhumierten Toten möglichst bald durch die Erweiterung des bestehenden
Soldatenfriedhofs in Marienbad (Mariánské Láznì) ihre endgültige
Ruhestätte finden könnten, und hoffen auf die Unterstützung
dieser Pläne durch die Marienbader Gemeinde der EKBB. Besonders am Herzen
liegt uns aber die Verbesserung der Zustände auf dem evangelischen
Friedhof in Prag, für die in der tschechischen Öffentlichkeit wenig
Interesse zu bestehen scheint.
Wir möchten Sie, die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche der
Böhmischen Brüder daher inständig bitten, gegenüber den
zuständigen Stellen in Prag darauf zu dringen, dass die Friedhofsanlagen
und Grabstätten wieder in einen würdigen Zustand versetzt werden, der
auch die Anliegen des Denkmalschutzes angemessen berücksichtigt.
Außerdem halten wir es für wichtig, dass die Botschaft der
Bundesrepublik Deutschland in der Tschechischen Republik, die an der
Ausarbeitung des bisherigen Projektes des Volksbundes Deutsche
Kriegsgräberfürsorge e.V. beteiligt war, auch weiterhin eine gewisse
Mitverantwortung für die Gestaltung des Friedhofes übernimmt und an
die zuvor angebotene finanzielle Unterstützung erinnert wird.
In herzlicher Verbundenheit gez. Konsul Karlheinz Eichler Vorsitzender
der JMG - GES
Kopien:
OKR Reiner Rinne, Kirchenamt der EKD in Hannover Botschaft der BRD in
Tschechien
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DER BOTSCHAFTER DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND VELVYSLANEC SPOLKOVÉ
REPUBLIKY NÌMECKO
Herrn Karlheinz Eichler Vorsitzender
Johannes-Mathesius-Gesellschaft Evangelische Sudetendeutsche e.V.
Karl-Tauchnitz-Straße 2 D 04107 Leipzig
Sehr geehrter Herr Eichler,
ich danke Ihnen für Ihr Schreiben vom 13. Juni 2006, mit dem Sie mir
freundlicherweise einen Brief an den Synodalrat der Evangelischen Kirche der
Böhmischen Brüder übersandt haben.
Ich kann Ihnen versichern, dass ich und meine Mitarbeiter in enger Abstimmung
mit dem Auswärtigen Amt sowie in Zusammenarbeit mit dem Volksbund deutsche
Kriegsgräber weiterhin dafür tätig sein werden, dass für
die sterblichen Überreste von ca. 4.000 Kriegstoten des Zweiten Weltkriegs
möglichst bald eine würdige Bestattung möglich wird. In einem
ersten Schritt sind die Gebeine der Toten unter aktiver Beteiligung
tschechischer Stellen an einen würdigeren Ort verlagert worden.
Ich bin sicher, dass die beteiligten deutschen und tschechischen Institutionen
auch in Zukunft gut kooperieren werden, um die Sache zu einem befriedigenden
Abschluss zu bringen.
Mit freundlichen Grüßen
Helmut Elfenkämper
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EVANGELISCHE KIRCHE DER BÖHMISCHEN BRÜDER (EKBB) Der
Synodalsenior
An den Vorsitzenden der Johannes-Mathesius-Gesellschaft Herrn Konsul
Karlheinz Eichler Karl-Tauchnitz-Straße 2 D 04107 Leipzig
Ihr Schreiben vom 20.05.2006
Sehr geehrter Herr Konsul, lieber Bruder Eichler,
haben Sie ganz herzlichen Dank für Ihr Schreiben vom 20. Mai d.J an den
Synodalrat der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder. Der
Synodalrat konnte sich erst jetzt mit Ihrem Schreiben befassen. Deshalb kommt
diese Antwort so spät. Wir bitten Sie dafür um Nachsicht.
Wir haben die von Ihnen angesprochenen Themen intensiv diskutiert und sind ganz
mit Ihnen der Meinung, dass das ungelöste Problem der sterblichen
Überreste von 4.000 Soldaten und über 250 Zivilisten bald und
würdig gelöst werden sollte. Wie Sie sicher wissen, befinden sich die
sterblichen Überreste inzwischen nicht mehr in Aussig, sondern sind vom
Militär zwischengelagert, bis sich eine endgültige Lösung
findet. Gerne wollen wir dieses Anliegen nach unseren Möglichkeiten
unterstützen.
Wesentlich schwieriger ist es mit dem evangelischen Friedhof in
Prag-Stra¹nice, der sich in einem jämmerlichen Zustand befindet. Hier
sehen wir von unserer Kirche aus wenig Möglichkeiten, da dieser Friedhof
in den 50er Jahren der Tschechslowakischen Hussitischen Kirche zugesprochen
wurde.
Wir haben uns in dieser Sache mit der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland
in der Tschechischen Republik in Verbindung gesetzt. Von dort wurde uns
versichert, dass die Klärung und würdige Lösung beider Probleme
ein Anliegen ist, das für die Botschaft höchste Priorität hat
und auch vom deutschen Außenminister persönlich verfolgt wird. Die
Botschaft hat Vertreter unserer Kirche Anfang September zu einem Gespräch
eingeladen, um uns persönlich zu informieren und die ganze Sache zu
besprechen. Danach werden wir Ihnen gerne noch einmal berichten, wie der
derzeitige Stand der Dinge ist.
In der Hoffnung, dass sich die angesprochenen Probleme würdig lösen
lassen, grüsse ich Sie herzlich von unserem ganzen Synodalrat
Ihr Mgr. Joel Ruml, Synodalsenior
Kopien:
Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in der Tschechischen Republik
Kirchenamt der EKD, Hannover
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Unser stellvertretender Vorsitzender, Herr Pfarrer Christof Lange aus Prag,
hat uns vor wenigen Tagen eine kurze zusammenfassende Darstellung der neusten
Entwicklung hinsichtlich der Bestattung der Kriegstoten zukommen lassen. Er hat
sich außerdem die große Mühe gemacht und innerhalb weniger Tage
einen Artikel aus der Tageszeitung Právo vom 30.11.2006 zu dem gleichen
Thema aus dem Tschechischen ins Deutsche übersetzt. Dieser Artikel gibt
sehr gut die Stimmung in der Tschechischen Republik zu diesen Vorgängen
wieder. Herrn Pfarrer Lange ganz herzlichen Dank für diese brandaktuellen
Informationen.
Am 30. November 2006 gaben Vertreter des Volksbundes für
Kriegsgräberfürsorge e.V., der deutschen Botschaft in Prag und
örtliche Kommunalpolitikern bekannt, daß die 4.000 in den letzten Jahren
exhumierten deutschen Soldaten und Zivilpersonen nun voraussichtlich in
Hultschin bei Mährisch Ostrau (Ostrava) ihre letzte Ruhestätte finden
werden. Für diesen Ort entschied sich der Volksbund auf der Grundlage
verschiedner Angebote kommunaler Vertretungen an Orten, die bereit sind, die
sterblichen Überreste der im Zweiten Weltkrieg Gefallenen aufzunehmen.
Die Exhumierung der Kriegstoten während der letzten Jahre wurde u.a. damit
begründet, daß die in der ganzen tschechischen Republik verstreuten
Gräber nicht weiter erhalten und vor Grabschändungen geschützt
werden können. Die Beisetzung im Rahmen einer sehr großzügig
konzipierten Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen
evangelischen Friedhofs in Prag-Stra¹nice konnte nicht realisiert werden,
weil den deutschen Partnern des Projekts das Geld ausgegangen war. Die Suche
nach einem neuen Ort, an dem die Gebeine der Toten wieder beerdigt werden
können, gestaltete sich jedoch angesichts des befürchteten
Widerstands in der tschechischen Bevölkerung schwierig. Zum Skandal kam
es, als in die Öffentlichkeit drang, daß die über 4.000 exhumierten
Leichen, lediglich in Pappkartons verpackt, jahrelang in einer angemieteten
Fabrikhalle in Aussig (Ústí nad Labem) gelagert wurden. Nach Protesten
der Anwohner wurden die Überreste der Kriegstoten schließlich von der Armee
in den ehemaligen sowjetischen Stützpunkt Brdy verlegt.
Hultschin liegt im schlesischen Landesteil, am östlichen Ende der Tschechischen
Republik. Mit Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland wurde hier
bereits ein deutsch-tschechisches Begegnungszentrum eingerichtet.
Christof Lange, Prag
Právo, 30.11.2006, Seite 5
Die Überreste von über 4.000 gefallenen Besatzern enden hier -
dem Verband der Deutschen gefällt der Ort.
Der neue deutsche Militärfriedhof soll in Hultschin (Hluèin) im Kreis
Troppau (Oppava) eingerichtet werden. Hierin sollen die Überreste von
4.000 Angehörigen der deutschen Besatzungsarmee verbracht werden, die im
Zweiten Weltkrieg auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik gefallen
sind.
Die Überreste lagerten lange in einem angemieteten Fabriklager in Aussig
(Úsit nad Labem), später wurden wie von der Armee in ihr Gelände
nach Brdy gebracht.
Hultschin gehörte in der Geschiche lange zu Preußen und war im Krieg
Bestandteil des Deutschen Reichs. Die dortige Bevölkerung wurde zum Dienst
in der Wehrmacht herangezogen. Die Entscheidung für Hultschin traf der
Volksbund für Kriegsgräberfürsorge e.V. Ursprünglich sollte
die Beisetzung auf dem ehemaligen Evangelischen Friedhof in Prag-Stra¹nice
erfolgen. Das Projekt brach aber wegen Geldmangels zusammen.
Nach Protesten der Bevölkerung waren die Kisten mit mehr als sechzig Jahre
alten Knochen in das Militärobjekt in Brdy überführt worden. Der
Volksbund suchte nach einem anderen geeigneten Ort. Eine Beisetzung in
Deutschland kam nicht in Frage, weil es üblich ist, Soldaten in dem Land
zu beerdigen, in dem sie gefallen sind.
Die besten Aussichten hatte Marienbad. Aber die Wahl des Vereins fiel am Ende
auf Hultschin. Auf einem Treffen am Dienstag (28.11.), an dem der
Bürgermeister von Hultschin David Maòase (ODS), der
Geschäftsführer des Volksbundes M. Scharinger und der Vertreter der
deutschen Botschaft Rolf Wiedemann teilnahmen, bestätigte die deutsche
Seite eindeutig, dass das Angebot von Hultschin das beste sei.
"Die offizielle Stellungnahme und der Antrag wird der Stadtvertretung auf der
Dezembersitzung vorgelegt werden. Sofern das Kommunalparlament zustimmt, wird
die Stadt die Verhandlungen zur Klärung der Formalitäten aufnehmen,
die mit der Einrichtung des Friedhofs zusammenhängen, wie die
Änderung des Flächennutzungsplans, die Unterlagen für die
Vorbereitung des Projekts und die eigentliche Bebauung", erklärte die
Sprecherin des Hultschiner Rathauses Jamila Harazinová.
Der ehemalige Bürgermeister Petr. Adamec (KDU-ÈSL) hatte das Angebot
der Stadt zur Beisetzung der Wehrmachtsangehörigen mit der
außergewöhnlichen Lage des Hultschiner Ländchens begründet.
"Unser Gebiet war schon zweimal deutsches Territorium, und auch während
des Zweiten Weltkriegs. Die männlichen Einwohner wurden zum Dienst in der
Wehrmacht herangezogen, deshalb drohen hier gegenüber den Überresten
deutscher Soldaten keine Aversionen", hatte er vor einiger Zeit erklärt
und hinzugefügt, dass die Menschen des Hultschiner Ländchens immer
noch viele Verwandte in Deutschland hätten.
Die Ratsherren boten deshalb Platz auf dem neuen Friedhof im Ortsteil
Bøezina (Birkenau) an und gewannen vor einem halben Jahr für die
Unterbreitung des Angebots an den Volksbund sogar die Zustimmung der
Stadtverordneten. Von 21 Mitgliedern der Stadtvertretung enthielten sich bei
der Abstimmung nur zwei, die übrigen stimmten dafür.
Zur allgemeinen Unterstützung trug auch die Tatsache bei, dass die
gefallenen Männer aus
Hultschin nicht in ihrer Geburtsregion begraben sind und von dem örtlichen
alten Friedhof in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die
Überreste gefallener deutscher Soldaten an einen unbekannten Ort
abtranspotiert wurden.
"Der Ort gefällt uns, persönlich wäre ich sehr froh, wenn die
Soldaten in Hultschin begraben würden", äußerte slich der
regionale Vorsitzende des Verbands der Deutschen des Teschner Landes, Hans
Mattis.
(Josef Gabzdyl, für die deutsche ÜbersetzungPfarrer Christof Lange)
Wir haben in der Zwischenzeit in unserer Gesellschaft eine ganze Reihe
Mitglieder und Freunde, die keine Sudetendeutschen sind. Ihnen und allen
unseren Mitgliedern und Freunden, die nicht aus dem Hultschiner Ländchen
oder der Teschner Gegend kommen, möchten wir gerne einige Informationen
über Hultschin weitergeben, wie sie gegenwärtig im Internet
nachzulesen sind:
Hluèin (deutsch: Hultschin) ist eine Stadt mit 14.232 Einwohnern.
Sie liegt 10 km nordwestlich von Ostrava (Ostrau) am linken Ufer der Oppa und
ist das Zentrum des Hultschiner Ländchens (Hluèinsko).
Administratorisch gehört sie dem Okres Opava, der Region Mährisch
Schlesien, an.
Die Gründung der Stadt erfolgte wahrscheinlich im Zuge der deutschen
Besiedlung der nördlich gelegenen Wäder um 1250. Als
Stadtgründer wird Ottokar II. angesehen. Erstmals nachweisbar ist die
mährische Mediatstadt mit Leobschützer Stadtrechten im Jahre 1303.
Damaliger Grundherr war Siefried von Baruth. Sitz der Herrschaft Hultschin war
das westlich der Stadt gelegene Schloss.
Dies Stadt wies regelmäßige Strukturen auf, deren Mittelpunkt der
quadratische Ring bildet. Die Stadtpfarrkirche entstand 1378. Ab dem 15.
Jahrhundert wurde die Bevölkerung der Stadt durch Zuzug überwiegend
mährischsprachig. Nach 1500 erfolgte die Ummauerung von Hlutschin, das
drei Stadttore besaß. Dies waren das Odertor, auch Ostrauer Tor, das
Niedertor, auch Troppauer Tor sowie das Neutor bzw. Ratiborer Tor.
In ihrer Geschichte befand sich die Stadt Hultschin, die seit der
Begründung des Herzogtums Troppau zu Schlesien zählte, im Besitz
verschiedener Adelsgeschlechter. Seit 1439 waren dies mit Unterbrechungen die
Grafen von Würben und Freudenthal, der Herrschaft 1657 endete.
Während dieser Zeit lagen auch die Herrschaftsperioden der von Welczek und
von Zwole, wobei letztere die Stadt ummauern ließen. Nach den von
Würben folgten bis 1727 die Grafen von Gaschin. Letzte Inhaber stellten ab
1845 die Rothschilds aus Wien dar.
Mit der Teilung Schlesien von 1742 wurde Hultschin preußisch. Die neue
Grenze zu
Österreich bildete die Oppa und verlief südlich der Stadt. Hultschin
war Teil des Kreises
Leobschütz und wurd 1816 bei der Kreisreform dem Landkreis Ratibor
zugeordnet. Ihr Einwohner waren Tuchmacher, Leineweber, Schuhmacher und
Ackerbürger.
Durch den Vertrag von Versaiiles kam die Stadt 1920 zur Tschechoslowakei,
obwohl sich im Jahr zuvor bei einer Volksbefragung auch die
mährischsprachige Bevölkerung eindeutig für einen Verbleib bei
Schlesien ausgesprochen hatte. Für das Abtretungsgebiet entstand die
Bezeichnung Hultschiner Ländchen und Hultschin wurde Kreisstadt. Das
Gebiet wurde am 14. April 1939 in Folge des Münchner Abkommenes wieder in
den Landkreis Ratibor eingegliedert, nach dem es seit dem 21. November 1938
zunächst dem Sudetendeutschen Gebiet angehört hatte. 1945 kam
Hultschin zurück zur Tschechoslowakei und wurde erneut Kreisstadt. Im
Jahre 1960 erfolgte die Auflösung des Okres Hluèin
In der Stadt gibt es ein Tschechisch-Deutsches Begegnungszentrum.
1787: 1.100 Einwohner 1825: 1.813 Einwohner 1905: 2.942 Einwohner
1939: 4.820 Einwohner 1960: 6.500 Einwohner
Zur Stadt Hluèín gehören heute die Ortschafen Bobrovniky
(Bobrownik) und Darkovièíky (Klrindarkowitz).
Namyslów, Polen Nebelschütz, Deutschland Ru¾omberok,
Slowakei
* Das Schloss Hluèín stammt vom Anfang des 16. Jahrhunderts und
besitzt in gotisches Portal
* Stadtkirche Johannes der Täufer
* Wettekammausoleum
* Im Wald bei Darkovièíky befinden sich drei Infanteriewerike
(Bunker) des Tschechoslowakischen Walls. Die zwischen 1936 und 1938 errichteten
Anlagen sind von April bis Oktober jeweils von Donnerstag bis Sonntag begehbar.
* Westlich der Stadt befindet sich ein See, der als Erholungsgebiet ausgebaut
wurde.
Webseite der Stadt Hluèín in tschechischer Sprache: www.hlucin.cz
Bei Kaiserwetter fand das 30. Bundestreffen der Ackermann-Gemeinde am 07. und
08. Oktober 2006 in den Messehallen der Stadt Erfurt in Thüringen statt.
Unter dem Motto 60 Jahre Ackermann-Gemeinde - Versöhnung leben -
Frieden gestalten haben sich ca. 450 Mitglieder und Gäste versammelt,
um die interessanten Vorträge und Gespräche mitzuerleben.
Beeindruckend war die Vielzahl der Gäste aus dem kirchlichen Bereich von
Tschechien, der Slowakei, aus Bosnien, Österreich und Deutschland.
Die Begrüßung am Samstag, 07. Oktober 2006 erfolgte durch den
Vorsitzenden der Ackermann-Geneinde, Herrn Adolf Uhlmann und den Katholischen
Bischof von Erfurt, Dr. Joachim Wankl.
In dem sehr interessanten Grundsatzreferat von Frau Prof. Hanna Gert-Falkowitz
aus Erlangen zum Thema "Brennpunkte europäischer Nachbarschaften -
Realität und Vision" wurden die christlich-philosophischen Grundwerte
herausgehoben, die in der heutigen Zeit durch Zeitströmungen der
postmodernen Welt sehr in Frage gestellt werden.
Das darauf sich anschließende Podiumsgespräch mit
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens hat diese These im
wesentlichen untermauert.
So hat Bischof Dr. F. Komarica aus Banja-Luca in Bosnien aus der leidvolle Zeit
des Bruderkrieges in Jugoslawien berichtet, mit seinen religiösen
Hintergründen und fremden Einflüssen. Da war christliche Liebe in den
Menschen, die Konflikte weitgehendst lösen können.
Eine wichtige Aussage machte auch Konsul Hlousek vom Generalkonsulat Tschechien
in München. Er betonte, dass Selbstmitleid auch Gefühlskälte
gegenüber der anderen Meinung mit sich bringen kann.
Bernd Posselt, Europaabgeordneter und Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen
Landsmannschaft, der sehr herzlich begrüßt wurde, betonte die
Bedeutung der ständigen Pflege der Länderpartnerschaften
einschließlich der Vereinspartnerschaften zum besseren Verständnis
untereinander. Wobei ein Eingeständnis von Schuld kein Zeichen der
Schwächem sondern ein Zeichen der Stärke in unserer Zeit ist.
Graf Ferdinand Kinsky aus Nizza hob die unterschiedlichen Geschichtsbilder
hervor, die bei späteren Schuldzuweisungen eine große Rolle spielen.
In einzelnen Gesprächsforen wurden verschiedene aktuelle Themen behandelt
und die Meinungen ausgetauscht.
Am Sonntag, 08. Oktober 2006 wurde dann mit einem Pontifikalamt und
Festgottesdienst im berühmten Erfurter Mariendom die Festveranstaltung
beschlossen.
Nach unseren Einschätzungen war diese Bundesversammlung der
Ackermann-Gemeinde ein gelungenes Fest der Gemeinsamkeit und Hoffnung für
die christliche Gemeinschaft der Vertriebenen.
Auch die Johannes-Mathesius-Gesellschaft Evangelische Sudetendeutsche e.V.
wurde durch den Vorsitzenden der Ackermann-Gemeinde offiziell begrüßt
und mit wohlwollendem starken Beifall bedacht und somit die Verbundenheit der
Christen beider Konfessionen zum Ausdruck gebracht.
Konsul Karlheinz Eichler, Markkleeberg
Etwa 60 Teilnehmer des Sudetendeutschen Tages besuchten den Evangelischen
Gottesdienst am Pfingstsonntag. Unter den Gottesdienstbesuchem waren auch der
Vorsitzende der Sudetendeutschen Bundesversammlung, Dr. Werner Nowak,
Plochingen, und Prediger Paul Neustupny, Berlin, die von den Anwesenden sehr
herzlich begrüßt wurden.
Für die Gestaltung des Gottesdienstes, Liturgie und Predigt durch Herrn
Pfarrer Mach aus Nürnberg und die musikalische Umrahmung durch Herrn
Schleicher mit seinem Bläserchor danken wir nochmals ganz herzlich.
Pfarrer Mach führte die Zuhörer in seiner Predigt zu dem Wort Jesu
"Meinen Frieden gebe ich euch" in Gedanken zurück in die Heimat, die wir
verlassen mussten, zurück zu den Jahren 1918 - 1938 -1945 - 2006. Seit
einer Generation leben wir im Frieden. Trotzdem wird un- sere ausgestreckte
Hand von unseren Nachbarn, die uns 1945/46 unsere Heimat, das Land unserer
Väter, genommen haben, vielfach nicht angenommen.
Frieden geschieht nicht durch Kopfnicken, Frieden geschieht nicht durch Heer
oder Kraft. Alles dies kann nur einen relativen Frieden bringen. Gott jedoch
bietet uns seinen Frieden an. Das Kreuz Jesus Christi ist das Fundament des
Friedens zwischen Gott und uns. Friedfertig können wir nur sein, wenn wir
mit Gott Frieden gefunden haben. Weil uns Gott jeden Tag aufs Neue vergibt,
können auch wir vergeben.
Im Verhältnis zu den osteuropäischen Ländern und Völkern
gilt, dass Versöhnung und Frieden ohne Wahrheit nicht möglich ist.
Zur Wahrheit gehört Mut, Mut auf beiden Seiten. Unser Ziel muss sein, uns
einander die Hand zu reichen und im Frieden miteinander zu leben. Die Prager
Versöhnungserklärung von 2005 ist nicht ausreichend, aber sie ist ein
Anfang. Sie spicht unser persönliches Schicksal an. Wer mit Gott
versöhnt ist, kann Versöhnung bringen. In diesem Sinne verstehen wir
uns als Boten Jesus Christi in dieser Welt.
Johanna Gerstberger
Einige Anliegen in eigener Sache, die uns in der Johannes
-Mathesius-Gesellschaft Evangelische Sudetendeutsche e.V. sehr wichtig sind und
die wir Ihnen allen gerne mitteilen möchten
Unsere Gemeinschaft lebt einerseits von den Kontakten zu den heutigen Kirchen
in unserer Heimat, aus der wir vertrieben wurden. Sie lebt aber in gleichem
Maße von den Kontakten zu unseren Mitgliedern und Freunden.
Der Vorstand dankt allen Mitgliedern und Freunden für die Spenden, die
überwiesen wurden. Diese Zuwendungen helfen uns sehr, unser Wirken
für das Anliegen der evangelischen Sudetendeutschen weiterhin zu bewahren
und fortzusetzen.
Wir haben gegenwärtig 117 Mitglieder und Freunde. Kontakte -
persönliche, telefonische, briefliche - hatten wir im letzten Jahr
lediglich zu ca. 60 Personen. Aktiv für unsere Gemeinschaft sind nur etwa
10 Personen tätig. Der Kreis der Zeitzeugen der Vertreibung und der ersten
Jahre danach in einer völlig fremden, neuen Umgebung wird immer kleiner.
Wir möchten gerne, so lange dies möglich ist, Berichte aus diesem
Personenkreis in unserem Mitteilungsblatt GLAUBE UND HEIMAT
veröffentlichen. Wir freuen uns über die Schilderung
persönlicher Erlebnisse, Berichte mit historischem Hintergrund, die manche
von Ihnen aus Zeitschriften ausgeschnitten und aufbewahrt haben, weil sie
wichtige Erinnerungen an die zwangsweise verlassene Heimat enthielten. Auch
daran sind wir sehr interessiert.
Manche der evangelischen sudetendeutschen Pfarrer haben ,vor allem in den
ersten Jahren nach der Vertreibung, versucht, Kontakt zu ihren ehemaligen
Gemeindegliedern zu Ostern und Weihnachten ggf. auch zum Erntedankfest zu
halten. Möglich war dies, weil westdeutsche Kirchengemeinen ihre
örtlichen oder überörtlichen Gemeindebriefe und
Sonntagsblätter dafür zur Verfügung gestellt haben. In diesen
Pfarrer-Briefen wird oftmals über heimatliche Traditionen berichtet und
darauf Bezug genommen. Viele dieser Traditionen sind mindestens bei der
jüngeren Generation in Vergessenheit geraten, weil die Vertriebenen
über die ganze Bundesrepublik und das angrenzende deutschsprachige Ausland
verstreut in einem neuen, fremden Umfeld seit ca. 60 Jahren leben, in dem es
nicht leicht war, diese heimatlichen Traditionen weiter zu pflegen. Auch diese
Briefe aus dem Kreis der evangelischen sudetendeutschen Pfarrer würden wir
gerne sammeln und zu gegebenen Anlässen veröffentlichen. Bitte,
helfen Sie uns durch die Zusendung von Material, das für eine
größere Gruppe Sudetendeutscher von Interesse ist.
An der Anzahl der Mitglieder und Freunde, die sich während eines Jahres
bei uns melden, sehen Sie, dass wir leider etwa zu der Hälfte der
Personen, die unser Mitteilungsblatt GLAUBE UND HEIMAT zweimal jährlich
erhalten, keinerlei persönlichen Kontakt haben. Wir wissen bei diesem
Personenkreis tatsächlich nicht, ob sie an unserer Arbeit und unserem
Mitteilungsblatt überhaupt noch Interesse haben. Daher haben wir uns
schweren Herzens in der letzten Mitgliederversammlung dazu entschlossen,
künftig die Mitglieder und Freunde, die im Laufe von drei Jahren keinerlei
Kontakt zu uns aufnehmen, aus unserer Verteilerliste für den Versand von
GLAUBE UND HEIMAT zu streichen. Wir wollen das aber nicht stillschweigend tun,
sondern teilen Ihnen unsere Pläne daher mit.. Die Papier, Kopier- und
Portokosten sind in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Wie finanzieren
diese Kosten ausschließlich durch Spendengelder und damit möchten wir
sparsam und verantwortungsvoll umgehen.
Johanna Gerstberger
Die nächste Mitgliederversammlung und Jahreshauptversammlung finden
vom 27. - 29. April 2007 im Heiligenhof in Bad Kissingen statt.
Voraussichtliches Thema wird die Entwicklung in der Herrnhuter
Brüderunität sein. Bitte, merken Sie sich diesen Termin vor. Eine
besondere Einladung mit dem detaillierten Programm geht Ihnen allen Anfang
April 2007 zu.
Der nächste Sudetendeutsche Tag findet am 26. und 27. Mai 2007 in
Augsburg statt. Wir laden schon jetzt dazu ganz herzlich ein.
Der Redaktionsschluss für die Osterausgabe 2007: 15. Februar 2007
Unsere Anschrift lautet:
Johannes-Mathesius-Gesellschaft Evangelische Sudetendeutsche e.V. -
Geschäftsstelle - Karl-Tauchnitz-Straße 2 D 04107 Leipzig
Sie erreichen uns aber auch unter der Privatadresse unseres Vorsitzenden:
Herrn Karlheinz Eichler, Honorarkonsul i.R. Bahnstraße 16, D 04416
Markkleeberg, Telefon/Fax 0342/997 52 70
Bei Zuschriften nach Leipzig bitte unbedingt an die
Johannes-Mathesius-Gesellschaft adressieren!
Wir bitten ganz herzlich um Spenden für die Finanzierung der
Weiterführung unserer Arbeit. Überweisungen bitte auf das folgende
Konto
Johannes-Mathesius-Gesellschaft Evangelische Sudetendeutsche
e.V Bankhaus J. Faisst, Wolfach, 12104 (BLZ 664 327 00)
"GLAUBE UND HEIMAT" ist das Mitteilungsblatt der
Johannes-Mathesius-Gesellschaft Evangelische Sudetendeutsche e.V. Herausgegeben
von Honorarkonsul Karlheinz Eichler, Bahnstraße 16, D 04416 Markkleeberg.
Zusammenstellung und Layout: Johanna Gerstberger, Schumannstr. 28, 71460
Ludwigsburg.
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