Johannes-Mathesius-Gesellschaft
Evangelische Sudetendeutsche e.V.
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Èeská verze
Glaube und Heimat. Mitteilungsblatt der Johannes-Mathesius-Gesellschaft
Bereitet den Weg des Herrn







    Weihnachten 2006

    Es ist eine rufende Stimme
    des Predigers in der Wüste:
    Bereitet den Weg,
    bereitet des Weg des HERRN

    Paul Horn



Liebe Mitglieder und Freunde
der Johannes-Mathesius-Gesellschaft!

Und wieder neigt sich das Jahr 2006 seinem Ende entgegen. Diese Zeit wird uns verschönt durch das Weihnachtsfest, der Geburt unseres Herrn. In dieser unserer schnelllebigen Zeit ist das ein besinnlicher Ruhepunkt für uns Christen. Meist halten wir Rückschau auf das vergangene und auch im Ausblick auf das neue Jahr, überlegen wir uns, was uns wohl erwarten wird. Unsere Johannes-Mathesius-Gesellschaft hat sich auch in dem zu Ende gehenden Jahr wieder für die Interessen der evangelischen Sudetendeutschen eingesetzt.

Wie allerorten in den Medien zu sehen und zu hören ist, wird der 2. Weltkrieg mit all seinen Folgen sowie der historischen Entwicklung von allen Seiten untersucht, ausgewertet und so dargestellt, als wäre das alles erst gestern geschehen. Dabei ist es schon 60 Jahre her, also zwei Menschengenerationen. Besonders auch die evangelischen Sudetendeutschen und ihre Familien zählen zu den Zeitzeugen als Betroffene, die die Heimat und alles Gut verlassen mussten.

Deswegen ist der Ackermann-Gemeinde ganz herzlich zu danken, dass sie ihre Jubiläumsveranstaltung zum ihrem 60jährigen Bestehen in Erfurt mit dem Thema "Versöhnung leben - Frieden gestalten" durchführte. In hervorragenden, tiefgründigen Vorträgen wurde mit offenen Worten dieser Zeit gedacht und sie gewürdigt. Einen Bericht über diese Veranstaltung finden Sie in diesem Mitteilungsblatt.

Auch wir veröffentlichen in dieser Ausgabe zu diesem Anlass eine Predigt von Herrn Pfarrer Erik Turnwald, dem die evangelischen Sudetendeutschen viel zu verdanken haben, eine Predigt, die er beim Sudetendeutschen Tag 1965 gehalten hat und die in den vergangenen 42 Jahren nicht von ihrer Aktualität verloren hat.

Ein wichtiges Anliegen wurde auf unserer Jahrestagung im Mai aufgegriffen, indem wir uns für die würdige Bestattung der 4 000 Soldaten und über 250 Zivilisten einsetzten, die in

Aussig in den letzten Kriegstagen umgekommen waren und deren sterbliche Überreste bisher unbestattet sind. Die Deutsche Botschaft in Prag und die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder haben Unterstützung bereits zugesagt. In den letzten Monaten ist Bewegung in die Angelegenheit gekommen. Auch dazu finden Sie ausführliche Informationen in dieser Ausgabe.

Gleichzeitig haben wir den schlechten Zustand des evangelischen Friedhofs in Prag angesprochen, wo dringende eine Verbesserung erfolgen sollte. Ist dies doch in unserem ureigensten Interesse, das langjährige Wirken der evangelischen deutschen Volksgruppe in Böhmen zu dokumentieren.

Mit diesen nachdenklichen Informationen über einen Teil unserer Tätigkeit möchte ich Ihnen allen eine schöne Adventszeit wünschen, ein besinnliches Weihnachtsfest und für 2007 Gottes Segen in einer hoffungsvollen Zeit. Ich grüße alle Mitglieder und ihre Familien unserer Gesellschaft in Böhmen, der Slowakei, Österreich, Deutschland und der Schweiz.

In herzlicher Verbundenheit

Ihr Karlheinz Eichler



Advent

Es ruft eine Stimme:
In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg,
macht in der Steppe eine ebene Bahn unserem Gott!
Alle Täler sollen erhöht werden
und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden,
und was uneben ist soll gerade,
und was hügelig ist soll eben werden;
denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden,
und alles Fleisch miteinander wird es sehen;
denn des Herrn Mund hat's geredet.

Jesaja 40,3-5

Advent bedeutet: Er kommt. Gott kommt in die Welt. Der Prophet Jesaja sieht ihn kommen. Wenn der Gott Israels kommt, haben die Gefangenschaft, die Unterdrückung und die Trauer ein Ende. Mit ihm werden Frieden und Gerechtigkeit in die Welt einziehen.

Wie bitte? Frieden und Gerechtigkeit - heute? Gott kommt in die Welt? Ist unsere Welt nicht der beste Beweis dafür, dass Gott nicht kommt? Oder dafür, dass Gott sie vor längerer Zeit schon sich selbst überlassen hat? Wenn wir heute überhaupt etwas kommen sehen, dann doch wohl bestenfalls das Weltende in Form einer ganzen Reihe von ökologischen, militärischen und sozialen Katastrophen, aber keinen Gott!

Nun weiß allerdings schon Jesaja, dass Gottes Kommen kein Spaziergang wird. Der Weg führt durch die Wüste. Unwegsames Gelände trennt die Menschen von ihrem Gott. Ja, Berge müssen erst eingeebnet und Täler erhöht werden, bevor der Herrn kommen kann.

Was dem Frieden entgegensteht - die Kluft zwischen Arm und Reich, die vermeintlich natürlichen Unterschiede zwischen Rassen und Klassen, nationale und religiöse Gegensätze, Feindschaft und Interessenskonflikte - dies alles sind, so scheint es, unüberwindliche Hindernisse auf dem Weg Gottes zu den Menschen.

Die Unzulänglichkeit unserer Welt für Gott nennt die Bibel Sünde. Die Stimme des Propheten ruft uns zu Gott: Gott will diese Hindernisse überwinden. Er sucht einen Weg zu den Menschen. Gott will und kann die Menschen aus Sünde und Feindschaft befreien. Aber er kann und will das nicht ohne die Menschen tun. Deshalb ruft der Prophet Jesaja: Bereitet dem Herrn den Weg! Räumt beiseite, was euch von Gott trennt. Öffnet euch für sein Kommen. Wenn ihr ihm euer Herz öffnet, dann werden alle Hindernisse überwindbar: Der Glaube kann Berge versetzen. Ihr werdet es selbst sehen - denn des Herrn Mund hat's geredet.

Die Stimme des Propheten versichert uns, dass Gott kommt: Auch in eine Welt, die nichts von Frieden und Gerechtigkeit wissen will; auch zu denen, die ihn noch nicht kennen. Zugleich stellt sie jeden von uns vor die gar nicht so leichte Frage: Wie findet er seinen Weg zu mir?

Vergessen wir über unseren Weihnachtsvorbereitungen nicht, dass Gottes Kommen auf Veränderung zielt! Was für eine Veränderung, wessen Veränderung ist gemeint? Sie beginnt damit, dass Menschen - zunächst zaghaft, dann immer fester - mit Gottes Kommen rechnen und danach leben. Denjenigen, die seine Ankunft wirklich erwarten, wird man das ansehen.

Es sind Leute, die sich nicht von ihrem Alltag erdrücken lassen, sondern dem Gottesreich entgegen leben. Mit der Welt, wie sie ist, können sie sich nicht zufrieden geben, denn sie wissen ja: Das Beste kommt erst noch. Sie klagen nicht besserwisserisch über gottlose Zustände, sondern versuchen selbst, den ersten Schritt zur Versöhnung zu tun. Sie gehen Konflikten nicht aus dem Wege, aber lassen sich von Bosheit und Zynismus nicht beherrschen, weil sie wissen, dass Gott seinen Weg zu jedem Menschen sucht. Kurz, es sind Leute, die an ihrem Ort, in ihrem Land und in ihrer Zeit dem Frieden und der Gerechtigkeit den Weg bereiten.

Pfarrer Christof Lange, Prag



Das Haus der Väter

Predigt von Pfarrer Erik Turnwald
beim Sudetendeutschen Tag am 06. Juni 1965
in der Erlöserkirche in Stuttgart

Predigttext:

Lass dich nicht gelüsten deines Nächsten Hauses

2. Mose 20, 17

Wir könnten, liebe Gemeinde, in der heutigen Zeit verführt sein, die zehn Gebote als nicht mehr anzusehen, denn als ein Moralgesetz, das zu halten oder nicht zu halten, in unserer freien Verfügung steht. Das aber wäre ein verhängnisvoller Irrtum. In Wahrheit deuten die zehn Gebote in die Tiefen unserer Existenz. Diese Gebote zu verfehlen, heißt in Wahrheit, unsere uns von Gott gegebene Existenz zu verfehlen.

Dies wollen wir prüfen an der Betrachtung des neunten Gebotes: Lass dich nicht gelüsten deines Nächsten Hauses.

Es ist ein auch, und gerade in dieser Stunde, sehr aktuelles Gebot für jene, welche aus ihrer Heimat vertrieben wurden, ohne sie verloren zu haben, wie für jene, welche ihre Heimat behalten haben und dennoch in der Gefahr stehen, sie zu verlieren.

Da ist zuerst die Frage, was denn das ist: das "Haus"?

Es wäre sehr vordergründig und kurzschlüssig, darunter nur das von Händen gemachte und aus Steinen gebaute Gebäude zu verstehen, in dem wir wohnen. Gewiss ist auch dies gemeint und es ist verboten, nach diesem Haus als einem Besitz eines anderen Menschen zu gelüsten. Aber das Haus ist mehr. Es ist jenes "Dach über dem Kopf", jener Raum des Schutzes und der Geborgenheit, den wir alle ersehnen, weil wir ihn brauchen, um in der Ungesichertheit der irdischen Umwelt einen Raum der Geborgenheit zu besitzen. Aber dies geschieht erst dann in vollem Sinne, wenn aus dem "Haus" ein "Heim" wird. Auch eine Viehhütte, ein Gefängnis, eine Fabrik sind Häuser. Aber sie sind nicht ein Raum der Geborgenheit im Sinne des "Heimes". Wir sind dort nicht "daheim". Es ist uns "un-heimlich", wenn wir als die Getriebenen und Ungeborgenen kein Heim besitzen. All dies gilt in noch größerem Maß für jenen Raum der Geborgenheit, den wir Heimat nennen. Haus, Heim und Heimat, ist für jeden Menschen, bewusst oder unbewusst, der von ihm ersehnte Raum der Geborgenheit in der Welt, denn wir auch dann noch meinen, wenn wir von "Haus Gottes" und der in diese Welt eingebrochenen ewigen Heimat vor Gottes Angesicht sprechen. Es ist die Sehnsucht nach der Heimstätte, welche die Vertriebenen ebenso durchglüht, wie das jüdische Volk entbrannte, in Sehnsucht nach seiner Heimstätte im alten und neuen Israel.

Die Begriffe und Realitäten von Haus, Heim und Heimat sind keine Erfindung der Deutschen oder der vertriebenen Deutschen. Die Worte dùm, domov und domovina unserer tschechischen Nachbarn gelten dem gleichen Tatbestand. Und die griechischen Worte oikos, oikonomia und oikoumene besagen dasselbe, denn sie beziehen sich auf den Raum der Ordnung und Geborgenheit in dieser Welt. Wir erinnern uns noch genau an die tschechische Nationalhymne "Kde domov mùj?", die da fragt: "Wo ist mein Heim?" Und diese irdische, weltliche Heimat der Nationalhymne wird von uns Christen überhöht im Verständnis auch der in der Welt sich befindenden kirchlichen und ökumenischen Heimat, deren Vollendung und Erfüllung erst die göttliche Heimat vor dem Angesicht Gottes ist.

Dieser Raum der Geborgenheit, den wir Haus, Heim oder Heimat nennen, gilt jedoch nicht nur in seiner horizontalen Breite in der Wirklichkeit unserer Gegenwart und in der Ausbreitung innerhalb unseres Lebens- und Gesellschaftsbereiches. Diese Heimat ist umfassender; denn sie hat auch einen vertikalen Charakter: Sie geht in die Tiefe der Geschichte und weist in die Verborgenheit der Zukunft. "Ich und mein Haus" - das ist nicht nur die lebende Generation meiner Familie, sondern es ist das "Haus meiner Väter", es ist die lange Reihe meiner Vorfahren und ihrer Geschichte. Es ist gleichzeitig die Projektion meines "Hauses" in die Zukunft. Wir können uns dem Umstand nicht entziehen, dass wir Kind und Enkel unserer Eltern und Voreltern und damit Erbe unserer Geschichte sind. In die Kontinuität der Geschlechter hat uns Gott hinein gestellt. Was heißt denn "Haus Habsburg" oder "Haus Hohenzollern"? Ist es nicht die verantwortliche Kontinuität der Geschlechter und Zeiten, die sich in einem solchen Namen widerspiegeln? Es gibt nicht nur eine vertikale, eine geschichtliche "Haftungsgemeinschaft", wie das neuerdings so schön heißt. Der Raum der Geborgenheit und der Verantwortung umfasst auch unsere Herkunft und unser Erbe, dem wir nicht entgehen können und das wir vor Gott zu verantworten haben. Wir sprechen von einer "unbewältigten Vergangenheit" dort, wo wir uns dieser Verflochtenheit in die Geschichte unseres Hauses und unserer Heimat entziehen wollen. Die unbewältigte Vergangenheit beginnt für uns aber nicht 1933 oder 1945, wie dies vordergründige Geschichtstheologen meinen, sondern sie beginnt dort, wo unser Name, unsere Familiem, unser Volk, unsere Kirche in der Geschichte beginnen. Dabei ist die Geschichte als die vor Gott bewegte Geschichte auch dort noch Ort der Geborgenheit, wo wir gefehlt haben, - wohl gemerkt, gefehlt vor Gottes Angesicht! - und wo wir auch in Schuld und Sühne der Gnade Gottes überan twortet sind, nämlich: in der vergebenden Gegenwart Gottes in Jesus Christus. Diese Geborgenheit in der Kontinuität der Geschichte und in der Gegenwart Gottes in Jesus Christus ist die Dauer im Fluss der Zeit, die allein uns das Wagnis ermöglicht, der Zukunft entgegen zu gehen.

All' dies, diese Heimat in der vertikalen und horizontalen Kontinuität ist uns anvertraut als den treuen Haushaltern Gottes. Dazu gehört alles: Familie und Eigentum, Gemeinschaft und Volk, Beruf, Ordnung und Recht in dieser Welt. Dazu gehört auch die Heimat der Kirche, in die uns Gott hineingeboren und in der er uns wiedergeboren hat in der Taufe. Dies ist die Kirche als der Leib Jesus Christi. Es ist aber die Kirche in ihrer sichtbaren Gestalt in der Heimatkirche und ihrem Vermächtnis. Sie, auch sie haben wir zu verantworten als die guten Haushalter der Geheimnisse Gottes in der Geschichte.

Wer uns diese Heimat, dieses Haus der Geborgenheikt nehmen will, versündigt sich am Gebot Gottes. Denn war dieses Gebot einmal gerichtet an das von Gott auserwählte jüdische Volk, so ist es heute gerichtet an das in Christus auserwählte christliche Volk. Es ist die Kirche, auch in ihrer jeweiligen institutionellen Form, welcher dieses Vermächtnis aus Herkunft und Erbe übertragen wurde. Sie darf dieses Erbe nicht aus oppertunistischer Zweckmäßigkeit verleugnen und verschleudern. Was für die einzelne Kirche gilt, gilt auch für die Kirche als Ölkumene. Denn rechte Ölumene ist nicht nur eine gegenwartbezogene Zweckorganisation, sondern es ist eine verpflichtende Gemeinschaft, welche gerade für die entrechteten und verfolgten Kirchen einzutreten hat, zumindest, indem sie ihnen etwas von der Geborgenheit der Bruderschaft gibt und das, weil sie sich verpflichtet fühlt, gegenüber der Heimat in Christus. Alle kirchlichen Formen - und ich möchte sagen - alle kirchlichen "Häuser" und "Heimstätten" in der Geschichte sind für die Ökumene verpflichtendes Erbe. Darum sind auch die verfolgten, die nicht organisierten, die nur im Gedächtnis oder im Untergrund lebenden Kirchen Bestandteil der Ökumene. Die Ökumene versündigt sich an dem Geschichtshandeln Gottes, wenn diese Kirchen im Herzen, im Gedächtnis und auch als Inhalt des Gebetes liquidiert werden. Auch die vertriebenen Heimatkirchen gehören zur Ökumene als ständige Mahnung und Verpflichtung. Nicht die finanzielle, territoriale und juristsche Machtposition sollte entscheidend sein, sondern die Bruderschaft mit den Entmachteten, den materiell Besitzlosen, den aus weltlicher Heimat Vertriebenen.

Die vertriebenen Ostkirchen sollten volles Gastrecht genießen und nicht Objekte der Diakonie sein. Nicht das Almosen schafft Bruderschaft, sondern die Solidarität des Bekennenes zur gemeinsamen Geschichte Gottes.

Das neunte Gebot warnt davor, dem Nächsten in Lust und Begierde nach seinem Haus, seiner Heimat, seiner kirchlichen Geborgenheit zu verlangen. Es warnt davor, nach seinem Besitz und den ihm anvertrauten Menschen zu begehren. Manche mögen hier zuerst an die materiellen Güter denken, die man uns geraubt hat. Andere denken an das Recht auf Heimat im alten und neuen Lebensbereich. Aber in dieser Stunde muss auch daran erinnert werden, dass es auch ein Gelüste gibt, dem Menschen jenen Raum der Geborgenheit zu nehmen, den wir Heimatkirche, den wir Herkunft und Erbe nennen. Wenn wir die Traditionen der Heimatkirche nicht mehr bewahren und pflegen dürfen, wenn wir den nachfolgenden Generationen nicht mehr predigen und lehren dürfen, was Gott uns in unserer Geschichte gelehrt hat, wenn die Geschichte unserer Heimatkirche aus den Annalen und Lehrbüchern der binnendeutschen Gelehrsamkeit ausradiert wird, wenn man uns direkt oder indirekt zwingen will, das Reich Gottes in den ökumenischen Ländern zu verleugnen, dann ist das neunte Gebot verletzt. Wir blicken mit Respekt und brüderlicher Hochachtung auf unsere hugenottischen Glaubensbrüder in Deutschland, wie auch auf die unseren Herzen besonders nahestehenden Glaubensbrüder der böhmischen und der Herrnhuter Brüdergemeine. Sie sind in der glücklichen Lage, auch in einer neuen Heimat und Umwelt, auch in nachgeborenen Generationen das Reich Gottes in der Geschichte ihres Glaubens und ihrer Kirche bewahren und bekennen zu dürfen. Wir haben als deutsche Protestanten in Böhmen wie in Österreich durch Generationen hindurch und ohne äußere institutionelle Kirche den Glauben unserer Väter bewahrt und sollten ihn jetzt in der Vertreibung leugnen? Wer sich seiner Geschichte schämt, der wird sich einst auch seiner jetzigen Gegenwart schämen. Wer nicht tradiert, der radiert. Und wer nicht als ein treuer Haushalter Gottes aus der Verpflichtung seiner Geschichte lebt, der wird zum Streusand der Geschichte. Unser Herr Kirchenpräsident hat gesa gt, dass unsere Kirche und ihre Geschichte mit ihren Glaubenserfahrungen die Mitgift ist, die wir in unsere neue Heimat mitbringen. Diese Mitgift der ökumenischen Gemeinschaft mit unseren tschechischen Glaubensbrüdern ist der fruchtbarste Beitrag zu einer Versöhnung zwischen unseren Kirchen und Völkern. Wer aber verlangt, dass wir unsere Kirche verleugnen und den kommenden Generationen nicht als verpflichtendes Erbe weitergeben, der versündigt sich gegen Gottes Gebot.

Gott hat uns mit der Vertreibung eine schwere Prüfung auferlegt. Diese Prüfung ist eine Glaubensprobe und für den, der sie besteht, eine Quelle des Reichtums. Lernen wir die Vertreibung als eine Gnade Gottes verstehen. Die Zukunft wird uns erst diese Gnade in ihrem ganzen Licht offenbaren. Gott hat uns nicht verlassen, jener Gott, der uns in unserer böhmischen Geschichte zu allen Zeiten geprüft und geläutert hat. Gott wird uns als böhmische Protestanten, denen er in ihrer Heimatkirche ein Vermächtnis anvertraut hat, auch in Zukunft nicht verlassen. Unsere Kirche besteht nicht aus Häusern, Kirchensteuern und Gesetzen, sondern sie steht und lebt aus dem mutigen Bekenntnis zu unserem Herrn Jesus Christus, wie er uns in unserer Geschichte begegnet ist und uns in den kommenden Generationen begegnen wird. Wenn wir einst und die kommenden Generationen vor seinem Gericht erscheinen, dann wird er uns fragen: Was hast du gemacht mit dem Haus deiner Väter? Wo hast du das Erbe, das ich dir anvertraut habe? Wehe dem dann, der dieses Erbe verleugnet und verschleudert hat. Denn nicht die Vertreibung ist das Gericht. Die Vertreibung ist die Prüfung unseres gnädigen Gottes, Aber er wird Gericht halten über unsere Treuelosigkeit, wenn wir uns nehmen lassen, was er uns anvertraut hat und wonach die Welt gelüstet.

Gott, der Vater unseres Herrn Jesu Christi, schenke uns Standhaftigkeit im Glauben und Bewahren. Amen.

Pfarrer Erik Turnwald



Johannes Mathesius und seine
"Sarepta oder Bergpostill"

Von unserem Mitglied Herrn Anton Haidmann aus Heidelberg, der aus St. Joachimsthal stammt, erreicht uns folgender interessanter Beitrag. Ganz herzlichen Dank dafür.

Schon seit dem 18. Jahrhundert gibt es unter den Mathesius-Forschern eine rege Diskusskon über die Anzahl der Auflagen, der Erscheinungsorte und -jahre der "Sarepta oder Bergpostill". Die Angaben in alten und auch neueren Mathesius-Biografien und Bibliografien schwanken zwischen neun und zwanzig. Auch zu den Ausgabejahren und -orten gibt es recht unterschiedliche Angaben von mehreren Autoren. Um endlich Klarheit zu schaffen, wurde vor einigen Jahren, initiert vom ehemaligen Vorsitzenden der JMG, Pfr. Dr. Alfred Eckert, in ca. 300 Bibliotheken im In- und Ausland recherchiert. So konnte dokumentiert werden, dass es "nur" 9 Auflagen gab: 1562 (erste), 1564, 1571, 1578, 1587, 1618, 1619, 1620, 1679 (letzte). Die Erscheinungsorte 1562 - 1587 Nürnberg, 1618 - 1620 Leipzig, 1679 Freiberg/Sachsen.

Der vollständige Text mit Ergebnissen der Recherchen und auch Erwähnungen von Autoren und ihren Publikationen mit unrichtigen Angaben zur Sarepta, ist erschienen in der Zeitschrift für Kunst und Kultur im Bergbau "Der Anschnitt" Heft 4, 2001.



Erweiterte Vorstandssitzung und Mitgliederversammlung

am 19. Mai 2006 im Heiligenhof, Bad Kissingen

Unsere Gesellschaft hatte zur Mitgliederversammlung und erweiterten Vorstandssitzung in in den Heiligenhof nach Bad Kissingen eingeladen. An der Mitgliederversammlung nahmen 9 Personen teil.

Anhand des Protokolls möchten wir alle diejenigen, die nicht dabei sein konnten über die wichtigsten Themen und Beschlüsse informieren.


1 Begrüßung, Eröffnung, Beschlussfähigkeit

Der Vorsitzende begrüßte die Teilnehmer auf dem Heiligenhof stellte die Beschlussfähigkeit der Mitgliederversammlung fest. Die Einladung ist satzungsgemäß rechtszeitig ergangen.


2 Totengedenken

Wir beklagen außerordentlich den Tod von zwei langjährigen verdienstvollen Mitgliedern unseres Vereins.

Am 10. Februar 2006 verstarb in /Österreich Herr Altbischof Dr. Oskar Sakrausky und 26. April 2006 Frau Christa Ehlert aus Osnabrück.

Durch ihren unermüdlichen Einsatz, ihre Freundlichkeiten, Gläubigkeit und ihre Schriften werden sie uns immer gegenwärtig sein.


3 Protokoll der Mitgliederversammlung vom 8. Mai 2005

Das Protokoll der letzten Mitgliederversammlung war im der Weihnachtsausgabe 2005 von Glaube und Heimat abgedruckt. Es wurde von den anwesenden Mitgliedern zustimmend zur Kenntnis genommen.


4 Berichte


4.1 Bericht des Vorsitzenden

Aktiv sind zur Zeit 55 der 117 Mitglieder. Frau Ursula Weißgärber ist aus gesundheitlichen Gründen von ihremAmt als Schatzmeisterin zurückgetreten und hat die Kasse und die Buchungsunterlagen dem Vorsitzenden übergeben.

Als neue Mitglieder sind im vergangenen Jahr die Herrn Horst Schinzel und Pfarrer Chrisfof Lange hinzukommen.


4.2 Deutscher Evangelischer Kirchentag 2005

Die Beteiligung am Kirchentagsstand der JMG-ES war sehr gering.

Die Versöhnungserklärung der von evangelikalen und charismatischen Gemeinden getragene Versöhnungserklärung (Køes»anská misijní spoleènost - KMS) war bei den übrigen Kirchtagsteilnehmern weitgehend unbekannt und wird von den EKMOE-Mitgliedern kontrovers beurteilt.(Sie war in der Weihnachtsausgabe 2005 von Glaube und Heimat im Wortöaut abgedruckt, ebenso die eigene Erklärung der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder zum gleichen Thema). Nach dem Eindruck einzelner Teilnehmer aus dem Kreis der JMG-ES bringen wir vor allen unsere kirchengeschichtlichen deutsch-tschechischen Inhalte zu wenig ein.


4.3 Christentreffen in Prag

Unsere Gesellschaft beteiligte sich auch dort mit eigenem Informationsmaterial am Informationsstand der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Von Bischof Huber und anderen offiziellen Kirchenvertretern wurde die Versöhnungserklärung der KMS nicht erwähnt. Auf dem Markt der Möglichkeiten war die KMS aber mit einem eigenen Stand präsent. Die Atmosphäre war aufgeschlossener als beim Deutschen Evangelischen Kirchentag, Diskussionen eher möglich.


4.4 Bayrischer Beirat der Vertriebenenarbeit

Der Bericht von Herrn Horst Schinzel war in Glaube und Heimat abgedruckt. Es wurde des Jahrestages des Kriegsendes gedacht. Leider fehlte ein Bedauern darüber, dass die Katholischen Sudetendeutschen in Bayern präsent sind, während die Evangelische Kirche in der Öffentlichkeit untergeht.


4.5 Sudetendeutscher Tag in Nürnberg

Die Oganisation des Evenglischen Gottesdienstes am Pfingstsonntag hat gut funktioniert. An dem Gottesdienst haben etwa 60 Personen teilgenommen. Der Vorsitzende der Sudetendeutsxchen Bundesversammlung, Herr Dr. Werner Nowak nahm als Katholik zum zweiten Mal am evangelischen Gottesdienst teil. Die Einladung als Referent zu unserer diesjährigen Hauptversammlung musste er aus familiären Gründen leider absagen.


4.6 Deutsch-tschechisches Jugendseminar

Der Bericht von Herrn Rainer Schmelzle war in "Glaube und Heimar" bereits abgedruckt. Es war eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Kirchengeschichtsverein Veritas und dem Johannes-Mathesiuus-Gymnasium aus Rochlitz. Eine zweisprachige Dokumentation soll im Laufe des Sommers erscheinen. Die nicht symmetrische Zusammensetzung der Teilnehmer - nicht kirchlich orientierte Gymnasiasten aus Sachsen und eher jüngere evangelische Jugendliche aus Tschechien - stellte die Leitung vor einige pädagogische Probleme.

Die Jugendlichen waren jedoch hoch motiviert und die Begegnung brachte beiden Seiten neue Erfahrungen. Eine direkte Fortsetzung dieser Arbeit ist nicht möglich, da die Schüler aus Deutschland die Schule beenden, während die tschechischen Schüler eher an einem festen Teilnehmerkreis interessiert sind. Weitere Seminare dieser Art wären aber sicher sinnvoll, vielleicht auch zu einem ähnlichen Thema, aber mit anderen Teilnehmern.


5 Finanzbericht und Rechnungsprüfung

Herr Lange und Herr Gall wurden mit der Rechnungspüfung beauftragt. Den Finanzbericht der ausgeschiedenen Schatzmeisterin, Frau Weißgärber, verlas der Vorsitzende.

Im Jahr 2005 haben 55 Einzelspender zu einem Spendeneingang von mehr als 1.000 Euro beigetragen. Der Kontostand betrug im Zeitpunkt der Prüfung 4.742,45 Euro.

Die Buchhaltung wurde von Herrn Gall während der Mitgliederversammlung geprüft. Er hat festgestellt, dass die Rechnungsunterlagen sorgfältig, übersichtlich und den geltenden Vorschriften entsprechend geführt wurden. Die Abgleichung der Belegung mit der Buchhaltung ergabe, dass die Aufzeichnungen sachlich richtig und vollständig sind.

Auf Empfehlung der Rechnungsprüfer wurden der Vorstand und die Schatzmeisterin entlastet.


6 Wahlen


6.1 Neuwahl der Schatzmeisterin

Nach dem Rücktritt von Frau Ursula Weißgärber ist das Amt der Schatzmeisterin neu zu besetzen. Frau Johanna Gerstberger stellt ihre Funktion als stellvertretende Vorsitzende zur Verfügung und kandidiert als Schatzmeisterin.

Sie wird ohne Gegenkandidaten einstimmig per Akklamation gewählt. Der bishierigen Schatzmeisterin Ursula Weißgärber dankt der Vorsitzende im Namen der Mitglieder für ihre Arbeit.

6.2 Neuwahl des stellvertretenden Vorsitzenden und der Beiräte

Zum stellvertretenden Vorsitzenden wählt die Mitgliederversammlung einstimmig Herrn Pfarrer Christof Lange. Als Beiräte werden einstimmig die Herrn G. Gall, F. Reinholz und Dr. G. Messler gewählt.


7 Planungen 2006


7.1 Sudetendeutscher Tag 2006 in Nürnberg

Frau Gerstberger organisiert nach guter Vorarbeit durch Frau Ehlert den Evangelischen Gottesdienst am Pfingstsonntag.

Die Kollekte geht das Evangelische Tschechische Unitätswerk der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder


7.2 Tagung der EKD vom 28.09. - 01.10.2006 in Breslau

Herr Gall nimmt an der interessanten Veranstaltung teil.


7.3 Beirat für Vertriebenenarbeit der Evangelischen Landeskirche in Bayern

Teilnahme durch Herrn Schintzel, um unsere Interessen in diesem Gremium zu vertreten.


7.4 EKMOE

Die Entscheidung der letzten Mitgliederversammlung wird in folgendem Sinn korrigert: Die JMG-ES ist weiter daran interessiert mitzuarbeiten, insbesondere im Bereich der Tagungen, Um eine regelmäßige Teilnahme an den Jahreskonferenzen wird die JMG-ES bemühen.

An der nächsten Studien6tagung des Ostkirchenkonvents vom 28.09. - 01.10.2006 in Breslau, auf der auch ein Referat über die Vertreibung in der Tschechoslowakei vorgesehen ist, nimmt Herr Gall teil.

Termin und Thema der Tagung in Hannover werden noch bekanntgegeben. Der Vorsitzende wird versuchen, einen Teilnehmer zu entsenden.


7.5 Ökumenische Tagung in Bad Alexandersbad

Die Einladung, abgedruckt in der Osterausgabe 2006 von "Glaube und Heimat" war nicht sehr breit gestreut. Die tschechischen Teilnehmer, denen die Kosten teilweise erstattet wurden, dominierten. Für die Teilnehmer aus der ungarisch-lutherischen Kirche kam ebenfalls die ELKBY auf. Unter den Teilnehmern waren nur zwei Sudetendeutsche.

Die ELKBY vertrat Oberkircherat W. Beyl aus Bayreuth, die EKBB Synodalsenior Ruml. Behandelt wurden vielfältige Probleme des kirchlichen Lebens und Zusammenarbeit der evangelischen Kirchen in Europa sowie grenzüberschreitende Probleme (z.B. Feminismus)


7.6 Weihnachtsausgabe GLAUBE UND HEIMAT

Für Beiträge dieser Ausgabe ist Redaktionsschluss am 01.11.2006

Vorgesehen sind u.a folgende Beiträge

* Bericht über die Tagung in Bad Alexandersbad

* Evangelischer Friedhof in Prag

* Die Herrnhuter Losungen und die innerevangelische Ökumene

Redaktionsschluss für die Osterausgabe 2007 ist 15.02.2007.

Als Themenschwerpunkt ist 500 Jahre Brüderunität vorgesehen.


7.7 Erbe und Auftrag

Für die nächste Ausgabe liegen drei Artikel von Prof. Karl Schwarz und einige weitere Materialien vor. Künftig sollen in der Reihe auch alte Publikationen und Sonderdrucke, die noch nicht in Erbe und Auftrag erschienen sind, aber weiter von aktuellem Interesse sind, wieder zugänglich gemacht werden.


7.8 Internetseite

Die über den Ostkirchenkonvent zugängliche Internetseite soll erweitert werden, so dass der Inhalt der laufenden Ausgaben von "Glaube und Heimat" auch im Internet zugänglich ist. Die technische Durchführung Herr Lange und Frau Gerstberger.

7.9 Brief an den Synodalrat der EKBB

Die Mitgliederversammlung wendet sich mit einem Brief an den Synodalrat der EKBB, in dem sie die tschechische Schwesterkirche bittet, sich für eine Verbessung der Zustände auf dem evangelischen Friedhof in Prag einzusetzen.


8 Planungen 2007


8.1 Mitgliederversammung und Jahreshauptversammlung

Die nächste Mitgliederversammlung und Jahreshauptversammlung findet vom 27. - 29.04.2007 voraussichtlich wieder im Heiligenhof in Bad Kissingen statt.

Sie soll anlässlich des Jubiläums der Brüderunität (1457) die Frage des Verhältnisses der alten Brüderunität zur erneuerten Herrnhuter Brüderunität behandeln.

Herr Lange klärt, ob die Tagung eventuell in Herrnhut selbst stattfinden kann.


8.2 Pilgerweg mit Jan Hus

Das evangelische Landeskirchenamt in Bayern beurteilt die Idee positiv (Brief vom 04.05.2006). Zur Zeit ist jedoch noch unklar, wer sich aktiv beteiligt. Mit KR Zenker soll abgeklärt werden, welche Möglichkeiten die Bayerische Landeskirche zur Verwirklichung des Projektes sieht und inwieweit die betroffenen Regionalbischöfe die Möglichkeit einer Verwirklichung sehen.


8.3 Studienarbeit

Herr Gall weist auf die Landesausstellung 2007 "Bayern und Böhmen" hin, die voraussichtlich wieder Themen der JMG-ES in die Öffentlichkeit tragen wird.

Der Artikel über die Indianermission der Herrnhuter in "Glaube und Heimat" wurde positiv aufgenommen und hat neues Interesse an dieser Thematik entwickelt.

Die Übersetzung eines Quellentextes von Dr. Messler "Rat an König Georg. Die Verbesserung des Handelswesens in Böhmen betreffend. Ein nationalökumenisches Traktat aus dem 15. Jahrhundert" passt zwar nicht in das Programm von "Erbe und Auftrag". Der Vorstand wird aber prüfen, ob die JMG-ES bei der Herausgabe in anderer Weise behilflich sein kann.


8.4 Studienreise Prager evangelischer Gemeinden

Für 2007 plant die evangelische Gemeinde in Prag-®i¾kov in Zusammenarbeit mit der Evangelisch-lutherischen Kirche in Tschechien eine einwöchige Studienreise nach Deutschland zu den Stätten der Reformation. Die JMG hilft bei der Organisaiton, tritt in den Trägerkreis mit ein und bringt ihre Kenntnisse der böhmischen und deutschen Reformationsgeshichte (Coburg, Rochlitz) mit ein.


8.5 Sudetendeutscher Tag 2007 in Augsburg

Für das nächste Jahr soll der ehemalige Synodalsenior der EKBB Dr. Pavel Smetana für die Predigt beim Evangelischen Gottesdienst gewonnen werden.


8.6 EKMOE

Für 2007 ist eine ökumenische Tagung in Hermannstadt/Sibiu geplant, für die Herr Eichler schon jetzt seine Teilnahme zusichert.



Brief an die Ev. Kirche der Böhmischen Brüder

Mit tiefer Erschütterung hat die Mitgliederversammlung diese Tatsache zur Kenntnis nehmen müssen, dass immer noch die sterblichen Überreste von mehr als 4.000 Deutschen keine endgültige letzte Ruhestätte gefunden haben. Der evangelische Friedhof in Prag, der für die Bestattung vorgesehen war, steht dafür nicht mehr zur Verfügung. Außerdem ist dieser Friedhof in einem beklagenswerten Zustand.

Die anwesenden Mitglieder waren einstimmig der Auffassung, sich mit einem Brief sowohl an die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder als auch an die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland mit der Bitte zu wenden, darum bemüht zu sein, dass diese unerträglichen Verhältnisse so rasch als möglich geändert werden.

Wir geben hiermit unseren Brief und die beiden Antwortbriefe zur Kenntnis:


JOHANNES-MATHESIUS-GESELLSCHAFT
EVANGELISCHE SUDETENDEUTSCHE E.V.
Karl-Tauchnitz-Straße 2, D 04107 Leipzig
Tel. (0341)212 76 11

An den
Synodalrat der
Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder
Jungmannova 9
111 21 Prag 1
Tschechien

Bad Kissingen, den 20.05.2006

Liebe Brüder und Schwestern,

die Jahresmitgliederversammlung der Johannes-Mathesius-Gesellschaft - Evangelische Sudetendeutsche e.V. wurde durch die Medien (Právo, 14.04.2006) aufmerksam auf das ungelöste Problem der sterblichen Überreste von 4.000 deutschen Soldaten und über 250 Zivilisten, die seit Jahren auf einem Aussiger Fabrikgelände eingelagert waren und deren endgültige Bestattung nach wie vor ungeklärt ist. In diesem Zusammenhang haben wir erfahren, dass von den Plänen zur Bestattung auf dem evangelischen Friedhof in Prag-Stra¹nice abgerückt wurde. Zugleich wurde aber gemeldet, dass dieser für die Kulturgeschichte Böhmens und das gemeinsame Erbe von deutschen und tschechischen Evangelischen sehr bedeutsame Ort sich in einem beklagenswerten Zustand befindet.

Wir würden es begrüßen, wenn die in den letzten Jahren exhumierten Toten möglichst bald durch die Erweiterung des bestehenden Soldatenfriedhofs in Marienbad (Mariánské Láznì) ihre endgültige Ruhestätte finden könnten, und hoffen auf die Unterstützung dieser Pläne durch die Marienbader Gemeinde der EKBB. Besonders am Herzen liegt uns aber die Verbesserung der Zustände auf dem evangelischen Friedhof in Prag, für die in der tschechischen Öffentlichkeit wenig Interesse zu bestehen scheint.

Wir möchten Sie, die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder daher inständig bitten, gegenüber den zuständigen Stellen in Prag darauf zu dringen, dass die Friedhofsanlagen und Grabstätten wieder in einen würdigen Zustand versetzt werden, der auch die Anliegen des Denkmalschutzes angemessen berücksichtigt.

Außerdem halten wir es für wichtig, dass die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in der Tschechischen Republik, die an der Ausarbeitung des bisherigen Projektes des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. beteiligt war, auch weiterhin eine gewisse Mitverantwortung für die Gestaltung des Friedhofes übernimmt und an die zuvor angebotene finanzielle Unterstützung erinnert wird.

In herzlicher Verbundenheit
gez. Konsul Karlheinz Eichler
Vorsitzender der JMG - GES

Kopien:

OKR Reiner Rinne, Kirchenamt der EKD in Hannover
Botschaft der BRD in Tschechien



Antwort der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland vom 21.06.2006

DER BOTSCHAFTER DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
VELVYSLANEC SPOLKOVÉ REPUBLIKY NÌMECKO

Herrn
Karlheinz Eichler
Vorsitzender
Johannes-Mathesius-Gesellschaft
Evangelische Sudetendeutsche e.V.
Karl-Tauchnitz-Straße 2
D 04107 Leipzig

Sehr geehrter Herr Eichler,

ich danke Ihnen für Ihr Schreiben vom 13. Juni 2006, mit dem Sie mir freundlicherweise einen Brief an den Synodalrat der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder übersandt haben.

Ich kann Ihnen versichern, dass ich und meine Mitarbeiter in enger Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt sowie in Zusammenarbeit mit dem Volksbund deutsche Kriegsgräber weiterhin dafür tätig sein werden, dass für die sterblichen Überreste von ca. 4.000 Kriegstoten des Zweiten Weltkriegs möglichst bald eine würdige Bestattung möglich wird. In einem ersten Schritt sind die Gebeine der Toten unter aktiver Beteiligung tschechischer Stellen an einen würdigeren Ort verlagert worden.

Ich bin sicher, dass die beteiligten deutschen und tschechischen Institutionen auch in Zukunft gut kooperieren werden, um die Sache zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen.

Mit freundlichen Grüßen

Helmut Elfenkämper



Antwort der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder vom 16.08.2006

EVANGELISCHE KIRCHE DER BÖHMISCHEN BRÜDER (EKBB)
Der Synodalsenior

An den
Vorsitzenden der Johannes-Mathesius-Gesellschaft
Herrn Konsul Karlheinz Eichler
Karl-Tauchnitz-Straße 2
D 04107 Leipzig

Ihr Schreiben vom 20.05.2006

Sehr geehrter Herr Konsul, lieber Bruder Eichler,

haben Sie ganz herzlichen Dank für Ihr Schreiben vom 20. Mai d.J an den Synodalrat der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder. Der Synodalrat konnte sich erst jetzt mit Ihrem Schreiben befassen. Deshalb kommt diese Antwort so spät. Wir bitten Sie dafür um Nachsicht.

Wir haben die von Ihnen angesprochenen Themen intensiv diskutiert und sind ganz mit Ihnen der Meinung, dass das ungelöste Problem der sterblichen Überreste von 4.000 Soldaten und über 250 Zivilisten bald und würdig gelöst werden sollte. Wie Sie sicher wissen, befinden sich die sterblichen Überreste inzwischen nicht mehr in Aussig, sondern sind vom Militär zwischengelagert, bis sich eine endgültige Lösung findet. Gerne wollen wir dieses Anliegen nach unseren Möglichkeiten unterstützen.

Wesentlich schwieriger ist es mit dem evangelischen Friedhof in Prag-Stra¹nice, der sich in einem jämmerlichen Zustand befindet. Hier sehen wir von unserer Kirche aus wenig Möglichkeiten, da dieser Friedhof in den 50er Jahren der Tschechslowakischen Hussitischen Kirche zugesprochen wurde.

Wir haben uns in dieser Sache mit der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in der Tschechischen Republik in Verbindung gesetzt. Von dort wurde uns versichert, dass die Klärung und würdige Lösung beider Probleme ein Anliegen ist, das für die Botschaft höchste Priorität hat und auch vom deutschen Außenminister persönlich verfolgt wird. Die Botschaft hat Vertreter unserer Kirche Anfang September zu einem Gespräch eingeladen, um uns persönlich zu informieren und die ganze Sache zu besprechen. Danach werden wir Ihnen gerne noch einmal berichten, wie der derzeitige Stand der Dinge ist.

In der Hoffnung, dass sich die angesprochenen Probleme würdig lösen lassen, grüsse ich Sie herzlich von unserem ganzen Synodalrat

Ihr Mgr. Joel Ruml, Synodalsenior

Kopien:

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in der Tschechischen Republik

Kirchenamt der EKD, Hannover



Letzte Ruhestätte für die Kriegstoten

Unser stellvertretender Vorsitzender, Herr Pfarrer Christof Lange aus Prag, hat uns vor wenigen Tagen eine kurze zusammenfassende Darstellung der neusten Entwicklung hinsichtlich der Bestattung der Kriegstoten zukommen lassen. Er hat sich außerdem die große Mühe gemacht und innerhalb weniger Tage einen Artikel aus der Tageszeitung Právo vom 30.11.2006 zu dem gleichen Thema aus dem Tschechischen ins Deutsche übersetzt. Dieser Artikel gibt sehr gut die Stimmung in der Tschechischen Republik zu diesen Vorgängen wieder. Herrn Pfarrer Lange ganz herzlichen Dank für diese brandaktuellen Informationen.

Am 30. November 2006 gaben Vertreter des Volksbundes für Kriegsgräberfürsorge e.V., der deutschen Botschaft in Prag und örtliche Kommunalpolitikern bekannt, daß die 4.000 in den letzten Jahren exhumierten deutschen Soldaten und Zivilpersonen nun voraussichtlich in Hultschin bei Mährisch Ostrau (Ostrava) ihre letzte Ruhestätte finden werden. Für diesen Ort entschied sich der Volksbund auf der Grundlage verschiedner Angebote kommunaler Vertretungen an Orten, die bereit sind, die sterblichen Überreste der im Zweiten Weltkrieg Gefallenen aufzunehmen.

Die Exhumierung der Kriegstoten während der letzten Jahre wurde u.a. damit begründet, daß die in der ganzen tschechischen Republik verstreuten Gräber nicht weiter erhalten und vor Grabschändungen geschützt werden können. Die Beisetzung im Rahmen einer sehr großzügig konzipierten Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen evangelischen Friedhofs in Prag-Stra¹nice konnte nicht realisiert werden, weil den deutschen Partnern des Projekts das Geld ausgegangen war. Die Suche nach einem neuen Ort, an dem die Gebeine der Toten wieder beerdigt werden können, gestaltete sich jedoch angesichts des befürchteten Widerstands in der tschechischen Bevölkerung schwierig. Zum Skandal kam es, als in die Öffentlichkeit drang, daß die über 4.000 exhumierten Leichen, lediglich in Pappkartons verpackt, jahrelang in einer angemieteten Fabrikhalle in Aussig (Ústí nad Labem) gelagert wurden. Nach Protesten der Anwohner wurden die Überreste der Kriegstoten schließlich von der Armee in den ehemaligen sowjetischen Stützpunkt Brdy verlegt.

Hultschin liegt im schlesischen Landesteil, am östlichen Ende der Tschechischen Republik. Mit Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland wurde hier bereits ein deutsch-tschechisches Begegnungszentrum eingerichtet.

Christof Lange, Prag



Die Soldaten der Wehrmacht
werden in Hultschin begraben

Právo, 30.11.2006, Seite 5

Die Überreste von über 4.000 gefallenen Besatzern enden hier - dem Verband der Deutschen gefällt der Ort.

Der neue deutsche Militärfriedhof soll in Hultschin (Hluèin) im Kreis Troppau (Oppava) eingerichtet werden. Hierin sollen die Überreste von 4.000 Angehörigen der deutschen Besatzungsarmee verbracht werden, die im Zweiten Weltkrieg auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik gefallen sind.

Die Überreste lagerten lange in einem angemieteten Fabriklager in Aussig (Úsit nad Labem), später wurden wie von der Armee in ihr Gelände nach Brdy gebracht.

Hultschin gehörte in der Geschiche lange zu Preußen und war im Krieg Bestandteil des Deutschen Reichs. Die dortige Bevölkerung wurde zum Dienst in der Wehrmacht herangezogen. Die Entscheidung für Hultschin traf der Volksbund für Kriegsgräberfürsorge e.V. Ursprünglich sollte die Beisetzung auf dem ehemaligen Evangelischen Friedhof in Prag-Stra¹nice erfolgen. Das Projekt brach aber wegen Geldmangels zusammen.

Nach Protesten der Bevölkerung waren die Kisten mit mehr als sechzig Jahre alten Knochen in das Militärobjekt in Brdy überführt worden. Der Volksbund suchte nach einem anderen geeigneten Ort. Eine Beisetzung in Deutschland kam nicht in Frage, weil es üblich ist, Soldaten in dem Land zu beerdigen, in dem sie gefallen sind.

Die besten Aussichten hatte Marienbad. Aber die Wahl des Vereins fiel am Ende auf Hultschin. Auf einem Treffen am Dienstag (28.11.), an dem der Bürgermeister von Hultschin David Maòase (ODS), der Geschäftsführer des Volksbundes M. Scharinger und der Vertreter der deutschen Botschaft Rolf Wiedemann teilnahmen, bestätigte die deutsche Seite eindeutig, dass das Angebot von Hultschin das beste sei.

"Die offizielle Stellungnahme und der Antrag wird der Stadtvertretung auf der Dezembersitzung vorgelegt werden. Sofern das Kommunalparlament zustimmt, wird die Stadt die Verhandlungen zur Klärung der Formalitäten aufnehmen, die mit der Einrichtung des Friedhofs zusammenhängen, wie die Änderung des Flächennutzungsplans, die Unterlagen für die Vorbereitung des Projekts und die eigentliche Bebauung", erklärte die Sprecherin des Hultschiner Rathauses Jamila Harazinová.

Der ehemalige Bürgermeister Petr. Adamec (KDU-ÈSL) hatte das Angebot der Stadt zur Beisetzung der Wehrmachtsangehörigen mit der außergewöhnlichen Lage des Hultschiner Ländchens begründet. "Unser Gebiet war schon zweimal deutsches Territorium, und auch während des Zweiten Weltkriegs. Die männlichen Einwohner wurden zum Dienst in der Wehrmacht herangezogen, deshalb drohen hier gegenüber den Überresten deutscher Soldaten keine Aversionen", hatte er vor einiger Zeit erklärt und hinzugefügt, dass die Menschen des Hultschiner Ländchens immer noch viele Verwandte in Deutschland hätten.

Die Ratsherren boten deshalb Platz auf dem neuen Friedhof im Ortsteil Bøezina (Birkenau) an und gewannen vor einem halben Jahr für die Unterbreitung des Angebots an den Volksbund sogar die Zustimmung der Stadtverordneten. Von 21 Mitgliedern der Stadtvertretung enthielten sich bei der Abstimmung nur zwei, die übrigen stimmten dafür.

Zur allgemeinen Unterstützung trug auch die Tatsache bei, dass die gefallenen Männer aus

Hultschin nicht in ihrer Geburtsregion begraben sind und von dem örtlichen alten Friedhof in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Überreste gefallener deutscher Soldaten an einen unbekannten Ort abtranspotiert wurden.

"Der Ort gefällt uns, persönlich wäre ich sehr froh, wenn die Soldaten in Hultschin begraben würden", äußerte slich der regionale Vorsitzende des Verbands der Deutschen des Teschner Landes, Hans Mattis.

(Josef Gabzdyl, für die deutsche ÜbersetzungPfarrer Christof Lange)



Hultschin

Wir haben in der Zwischenzeit in unserer Gesellschaft eine ganze Reihe Mitglieder und Freunde, die keine Sudetendeutschen sind. Ihnen und allen unseren Mitgliedern und Freunden, die nicht aus dem Hultschiner Ländchen oder der Teschner Gegend kommen, möchten wir gerne einige Informationen über Hultschin weitergeben, wie sie gegenwärtig im Internet nachzulesen sind:

Hluèin (deutsch: Hultschin) ist eine Stadt mit 14.232 Einwohnern. Sie liegt 10 km nordwestlich von Ostrava (Ostrau) am linken Ufer der Oppa und ist das Zentrum des Hultschiner Ländchens (Hluèinsko). Administratorisch gehört sie dem Okres Opava, der Region Mährisch Schlesien, an.


Geschichte

Die Gründung der Stadt erfolgte wahrscheinlich im Zuge der deutschen Besiedlung der nördlich gelegenen Wäder um 1250. Als Stadtgründer wird Ottokar II. angesehen. Erstmals nachweisbar ist die mährische Mediatstadt mit Leobschützer Stadtrechten im Jahre 1303. Damaliger Grundherr war Siefried von Baruth. Sitz der Herrschaft Hultschin war das westlich der Stadt gelegene Schloss.

Dies Stadt wies regelmäßige Strukturen auf, deren Mittelpunkt der quadratische Ring bildet. Die Stadtpfarrkirche entstand 1378. Ab dem 15. Jahrhundert wurde die Bevölkerung der Stadt durch Zuzug überwiegend mährischsprachig. Nach 1500 erfolgte die Ummauerung von Hlutschin, das drei Stadttore besaß. Dies waren das Odertor, auch Ostrauer Tor, das Niedertor, auch Troppauer Tor sowie das Neutor bzw. Ratiborer Tor.

In ihrer Geschichte befand sich die Stadt Hultschin, die seit der Begründung des Herzogtums Troppau zu Schlesien zählte, im Besitz verschiedener Adelsgeschlechter. Seit 1439 waren dies mit Unterbrechungen die Grafen von Würben und Freudenthal, der Herrschaft 1657 endete. Während dieser Zeit lagen auch die Herrschaftsperioden der von Welczek und von Zwole, wobei letztere die Stadt ummauern ließen. Nach den von Würben folgten bis 1727 die Grafen von Gaschin. Letzte Inhaber stellten ab 1845 die Rothschilds aus Wien dar.

Mit der Teilung Schlesien von 1742 wurde Hultschin preußisch. Die neue Grenze zu

Österreich bildete die Oppa und verlief südlich der Stadt. Hultschin war Teil des Kreises

Leobschütz und wurd 1816 bei der Kreisreform dem Landkreis Ratibor zugeordnet. Ihr Einwohner waren Tuchmacher, Leineweber, Schuhmacher und Ackerbürger.

Durch den Vertrag von Versaiiles kam die Stadt 1920 zur Tschechoslowakei, obwohl sich im Jahr zuvor bei einer Volksbefragung auch die mährischsprachige Bevölkerung eindeutig für einen Verbleib bei Schlesien ausgesprochen hatte. Für das Abtretungsgebiet entstand die Bezeichnung Hultschiner Ländchen und Hultschin wurde Kreisstadt. Das Gebiet wurde am 14. April 1939 in Folge des Münchner Abkommenes wieder in den Landkreis Ratibor eingegliedert, nach dem es seit dem 21. November 1938 zunächst dem Sudetendeutschen Gebiet angehört hatte. 1945 kam Hultschin zurück zur Tschechoslowakei und wurde erneut Kreisstadt. Im Jahre 1960 erfolgte die Auflösung des Okres Hluèin

In der Stadt gibt es ein Tschechisch-Deutsches Begegnungszentrum.


Einwohnerentwicklung und Stadtgliederung

1787: 1.100 Einwohner
1825: 1.813 Einwohner
1905: 2.942 Einwohner
1939: 4.820 Einwohner
1960: 6.500 Einwohner

Zur Stadt Hluèín gehören heute die Ortschafen Bobrovniky (Bobrownik) und Darkovièíky (Klrindarkowitz).


Partnerstädte und - gemeinden

Namyslów, Polen
Nebelschütz, Deutschland
Ru¾omberok, Slowakei


Sehenswürdigkeiten

* Das Schloss Hluèín stammt vom Anfang des 16. Jahrhunderts und besitzt in gotisches Portal

* Stadtkirche Johannes der Täufer

* Wettekammausoleum

* Im Wald bei Darkovièíky befinden sich drei Infanteriewerike (Bunker) des Tschechoslowakischen Walls. Die zwischen 1936 und 1938 errichteten Anlagen sind von April bis Oktober jeweils von Donnerstag bis Sonntag begehbar.

* Westlich der Stadt befindet sich ein See, der als Erholungsgebiet ausgebaut wurde.

Webseite der Stadt Hluèín in tschechischer Sprache: www.hlucin.cz



Bundestreffen der Ackermann-Gemeinde
in Erfurt/Thüringen

Bei Kaiserwetter fand das 30. Bundestreffen der Ackermann-Gemeinde am 07. und 08. Oktober 2006 in den Messehallen der Stadt Erfurt in Thüringen statt.

Unter dem Motto 60 Jahre Ackermann-Gemeinde - Versöhnung leben - Frieden gestalten haben sich ca. 450 Mitglieder und Gäste versammelt, um die interessanten Vorträge und Gespräche mitzuerleben.

Beeindruckend war die Vielzahl der Gäste aus dem kirchlichen Bereich von Tschechien, der Slowakei, aus Bosnien, Österreich und Deutschland.

Die Begrüßung am Samstag, 07. Oktober 2006 erfolgte durch den Vorsitzenden der Ackermann-Geneinde, Herrn Adolf Uhlmann und den Katholischen Bischof von Erfurt, Dr. Joachim Wankl.

In dem sehr interessanten Grundsatzreferat von Frau Prof. Hanna Gert-Falkowitz aus Erlangen zum Thema "Brennpunkte europäischer Nachbarschaften - Realität und Vision" wurden die christlich-philosophischen Grundwerte herausgehoben, die in der heutigen Zeit durch Zeitströmungen der postmodernen Welt sehr in Frage gestellt werden.

Das darauf sich anschließende Podiumsgespräch mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens hat diese These im wesentlichen untermauert.

So hat Bischof Dr. F. Komarica aus Banja-Luca in Bosnien aus der leidvolle Zeit des Bruderkrieges in Jugoslawien berichtet, mit seinen religiösen Hintergründen und fremden Einflüssen. Da war christliche Liebe in den Menschen, die Konflikte weitgehendst lösen können.

Eine wichtige Aussage machte auch Konsul Hlousek vom Generalkonsulat Tschechien in München. Er betonte, dass Selbstmitleid auch Gefühlskälte gegenüber der anderen Meinung mit sich bringen kann.

Bernd Posselt, Europaabgeordneter und Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft, der sehr herzlich begrüßt wurde, betonte die Bedeutung der ständigen Pflege der Länderpartnerschaften einschließlich der Vereinspartnerschaften zum besseren Verständnis untereinander. Wobei ein Eingeständnis von Schuld kein Zeichen der Schwächem sondern ein Zeichen der Stärke in unserer Zeit ist.

Graf Ferdinand Kinsky aus Nizza hob die unterschiedlichen Geschichtsbilder hervor, die bei späteren Schuldzuweisungen eine große Rolle spielen.

In einzelnen Gesprächsforen wurden verschiedene aktuelle Themen behandelt und die Meinungen ausgetauscht.

Am Sonntag, 08. Oktober 2006 wurde dann mit einem Pontifikalamt und Festgottesdienst im berühmten Erfurter Mariendom die Festveranstaltung beschlossen.

Nach unseren Einschätzungen war diese Bundesversammlung der Ackermann-Gemeinde ein gelungenes Fest der Gemeinsamkeit und Hoffnung für die christliche Gemeinschaft der Vertriebenen.

Auch die Johannes-Mathesius-Gesellschaft Evangelische Sudetendeutsche e.V. wurde durch den Vorsitzenden der Ackermann-Gemeinde offiziell begrüßt und mit wohlwollendem starken Beifall bedacht und somit die Verbundenheit der Christen beider Konfessionen zum Ausdruck gebracht.

Konsul Karlheinz Eichler, Markkleeberg



Meinen Frieden gebe ich euch
Sudetendeutscher Tag 2006 in Nürnberg

Etwa 60 Teilnehmer des Sudetendeutschen Tages besuchten den Evangelischen Gottesdienst am Pfingstsonntag. Unter den Gottesdienstbesuchem waren auch der Vorsitzende der Sudetendeutschen Bundesversammlung, Dr. Werner Nowak, Plochingen, und Prediger Paul Neustupny, Berlin, die von den Anwesenden sehr herzlich begrüßt wurden.

Für die Gestaltung des Gottesdienstes, Liturgie und Predigt durch Herrn Pfarrer Mach aus Nürnberg und die musikalische Umrahmung durch Herrn Schleicher mit seinem Bläserchor danken wir nochmals ganz herzlich.

Pfarrer Mach führte die Zuhörer in seiner Predigt zu dem Wort Jesu "Meinen Frieden gebe ich euch" in Gedanken zurück in die Heimat, die wir verlassen mussten, zurück zu den Jahren 1918 - 1938 -1945 - 2006. Seit einer Generation leben wir im Frieden. Trotzdem wird un- sere ausgestreckte Hand von unseren Nachbarn, die uns 1945/46 unsere Heimat, das Land unserer Väter, genommen haben, vielfach nicht angenommen.

Frieden geschieht nicht durch Kopfnicken, Frieden geschieht nicht durch Heer oder Kraft. Alles dies kann nur einen relativen Frieden bringen. Gott jedoch bietet uns seinen Frieden an. Das Kreuz Jesus Christi ist das Fundament des Friedens zwischen Gott und uns. Friedfertig können wir nur sein, wenn wir mit Gott Frieden gefunden haben. Weil uns Gott jeden Tag aufs Neue vergibt, können auch wir vergeben.

Im Verhältnis zu den osteuropäischen Ländern und Völkern gilt, dass Versöhnung und Frieden ohne Wahrheit nicht möglich ist. Zur Wahrheit gehört Mut, Mut auf beiden Seiten. Unser Ziel muss sein, uns einander die Hand zu reichen und im Frieden miteinander zu leben. Die Prager Versöhnungserklärung von 2005 ist nicht ausreichend, aber sie ist ein Anfang. Sie spicht unser persönliches Schicksal an. Wer mit Gott versöhnt ist, kann Versöhnung bringen. In diesem Sinne verstehen wir uns als Boten Jesus Christi in dieser Welt.

Johanna Gerstberger


In eigener Sache

Einige Anliegen in eigener Sache, die uns in der Johannes -Mathesius-Gesellschaft Evangelische Sudetendeutsche e.V. sehr wichtig sind und die wir Ihnen allen gerne mitteilen möchten

Unsere Gemeinschaft lebt einerseits von den Kontakten zu den heutigen Kirchen in unserer Heimat, aus der wir vertrieben wurden. Sie lebt aber in gleichem Maße von den Kontakten zu unseren Mitgliedern und Freunden.


Herzlichen Dank!

Der Vorstand dankt allen Mitgliedern und Freunden für die Spenden, die überwiesen wurden. Diese Zuwendungen helfen uns sehr, unser Wirken für das Anliegen der evangelischen Sudetendeutschen weiterhin zu bewahren und fortzusetzen.


Unsere dringenden Bitten

Wir haben gegenwärtig 117 Mitglieder und Freunde. Kontakte - persönliche, telefonische, briefliche - hatten wir im letzten Jahr lediglich zu ca. 60 Personen. Aktiv für unsere Gemeinschaft sind nur etwa 10 Personen tätig. Der Kreis der Zeitzeugen der Vertreibung und der ersten Jahre danach in einer völlig fremden, neuen Umgebung wird immer kleiner. Wir möchten gerne, so lange dies möglich ist, Berichte aus diesem Personenkreis in unserem Mitteilungsblatt GLAUBE UND HEIMAT veröffentlichen. Wir freuen uns über die Schilderung persönlicher Erlebnisse, Berichte mit historischem Hintergrund, die manche von Ihnen aus Zeitschriften ausgeschnitten und aufbewahrt haben, weil sie wichtige Erinnerungen an die zwangsweise verlassene Heimat enthielten. Auch daran sind wir sehr interessiert.

Manche der evangelischen sudetendeutschen Pfarrer haben ,vor allem in den ersten Jahren nach der Vertreibung, versucht, Kontakt zu ihren ehemaligen Gemeindegliedern zu Ostern und Weihnachten ggf. auch zum Erntedankfest zu halten. Möglich war dies, weil westdeutsche Kirchengemeinen ihre örtlichen oder überörtlichen Gemeindebriefe und Sonntagsblätter dafür zur Verfügung gestellt haben. In diesen Pfarrer-Briefen wird oftmals über heimatliche Traditionen berichtet und darauf Bezug genommen. Viele dieser Traditionen sind mindestens bei der jüngeren Generation in Vergessenheit geraten, weil die Vertriebenen über die ganze Bundesrepublik und das angrenzende deutschsprachige Ausland verstreut in einem neuen, fremden Umfeld seit ca. 60 Jahren leben, in dem es nicht leicht war, diese heimatlichen Traditionen weiter zu pflegen. Auch diese Briefe aus dem Kreis der evangelischen sudetendeutschen Pfarrer würden wir gerne sammeln und zu gegebenen Anlässen veröffentlichen. Bitte, helfen Sie uns durch die Zusendung von Material, das für eine größere Gruppe Sudetendeutscher von Interesse ist.

An der Anzahl der Mitglieder und Freunde, die sich während eines Jahres bei uns melden, sehen Sie, dass wir leider etwa zu der Hälfte der Personen, die unser Mitteilungsblatt GLAUBE UND HEIMAT zweimal jährlich erhalten, keinerlei persönlichen Kontakt haben. Wir wissen bei diesem Personenkreis tatsächlich nicht, ob sie an unserer Arbeit und unserem Mitteilungsblatt überhaupt noch Interesse haben. Daher haben wir uns schweren Herzens in der letzten Mitgliederversammlung dazu entschlossen, künftig die Mitglieder und Freunde, die im Laufe von drei Jahren keinerlei Kontakt zu uns aufnehmen, aus unserer Verteilerliste für den Versand von GLAUBE UND HEIMAT zu streichen. Wir wollen das aber nicht stillschweigend tun, sondern teilen Ihnen unsere Pläne daher mit.. Die Papier, Kopier- und Portokosten sind in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Wie finanzieren diese Kosten ausschließlich durch Spendengelder und damit möchten wir sparsam und verantwortungsvoll umgehen.

Johanna Gerstberger



Termine im kommenden Jahr

Die nächste Mitgliederversammlung und Jahreshauptversammlung finden vom 27. - 29. April 2007 im Heiligenhof in Bad Kissingen statt. Voraussichtliches Thema wird die Entwicklung in der Herrnhuter Brüderunität sein. Bitte, merken Sie sich diesen Termin vor. Eine besondere Einladung mit dem detaillierten Programm geht Ihnen allen Anfang April 2007 zu.

Der nächste Sudetendeutsche Tag findet am 26. und 27. Mai 2007 in Augsburg statt. Wir laden schon jetzt dazu ganz herzlich ein.

Der Redaktionsschluss für die Osterausgabe 2007: 15. Februar 2007 Unsere Anschrift lautet:

Johannes-Mathesius-Gesellschaft
Evangelische Sudetendeutsche e.V.
- Geschäftsstelle -
Karl-Tauchnitz-Straße 2
D 04107 Leipzig

Sie erreichen uns aber auch unter der Privatadresse unseres Vorsitzenden:

Herrn Karlheinz Eichler, Honorarkonsul i.R.
Bahnstraße 16, D 04416 Markkleeberg,
Telefon/Fax 0342/997 52 70

Bei Zuschriften nach Leipzig bitte unbedingt an die Johannes-Mathesius-Gesellschaft adressieren!

Wir bitten ganz herzlich um Spenden für die Finanzierung der Weiterführung unserer Arbeit. Überweisungen bitte auf das folgende Konto

Johannes-Mathesius-Gesellschaft
Evangelische Sudetendeutsche e.V
Bankhaus J. Faisst, Wolfach, 12104 (BLZ 664 327 00)



Impressum

"GLAUBE UND HEIMAT" ist das Mitteilungsblatt der Johannes-Mathesius-Gesellschaft Evangelische Sudetendeutsche e.V. Herausgegeben von Honorarkonsul Karlheinz Eichler, Bahnstraße 16, D 04416 Markkleeberg. Zusammenstellung und Layout: Johanna Gerstberger, Schumannstr. 28, 71460 Ludwigsburg.



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