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Mit Herrn Dr. Jiøi Just aus Prag hatten wir einen Referenten aus Tschechien zu Gast. In seiner Funktion als Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Evangelischen Theologischen Fakultät Prag berichtete er von neuen Forschungen der Reformationsgeschichte Böhmen und Mährens. Beleuchtet wurde die Zeit vor der Schlacht am Weißen Berg am 6. November 1620. Dieses Ereignis war ein Meilenstein in der Geschichte der tschechischen Protestanten, dessen Auswirkungen letztlich noch heute zu spüren sind. Nach einem beeindruckenden evangelischen Gottesdienst im jahrhundertealten Münster wurde die Jahresversammlung beendet. Der Vorstand dankt an dieser Stelle allen Mitwirkenden auf das Herzlichste und besonders für die freundliche Fürsorge des Evangelischen Zentrums in Heilsbronn. Karlheinz Eichler, Leipzig
am 2./3. Mai 2008 im
Religionspädagogischen Zentrum in Heilsbronn
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Diözesanmuseum in Fresach am 31. 10. 2008, v.l.n.r.:
Militärsuperintendent Oskar Sakrausky, Margarethe Prinz-Büchl, geb.
Sakrausky, Horst Schinzel und Dr. Helmut Demattio vom Sudetendeutschen Archiv
im Bayerischen Hauptstaatsarchiv bei der Übergabe des Archivs der
Johannes-Mathesius-Gesellschaft
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Zum Archivgut gehören auch zwei wertvolle Bücher, die die Johannes-Mathesius-Gesellschaft in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts erworben hat. Es handelt sich zum einen um die Jan Hus zugeschriebenen "Opera omnia" die 1524/25 Otto Brunfels in Straßburg herausgab, und zum anderen um ein Werk des Aeneas Sylvius Piccolomini ("Commentatorium ... de Concilio Basileae", Basel 1525). Was hat es mit diesen Schriften auf sich?
Das dem 1415 in Konstanz verbrannten Reformator zugeschriebene Werk war für die Entwicklung der reformatorischen Kirche in Böhmen und Mähren, die sich bis heute auf hussitische Traditionen beruft, von großer Bedeutung. Bei Jan Hus können bereits die entscheidenden Brüche im spätmittelalterlichen Denken ausgemacht werden, deren Folgen über die Reformation Luthers hinaus das Weltbild des christlichen Abendlandes prägten.
Das Vermächtnis des Reformators Jan Hus wirkte über den Hussitismus und den Utraquismus direkt auf die nationalböhmische Bewegung im 19. und 20. Jahrhundert ein. Nach der Unabhängigkeit der Tschechoslowakei von der Habsburger Monarchie avancierte Hus quasi zum Nationalheiligen. Noch heute spricht man in der Tschechischen Republik in Bezug auf Hus nicht von "Vorläufern der Reformation", sondern von der "Ersten Reformation" oder der "Böhmischen Reformation" im Unterschied zur so genannten Zweiten Reformation, der Wittenberger Reformation Martin Luthers. Berühmt geworden ist der Ausspruch Leonhard Ecks vom März 1518, Luther habe "böhmisches Gift" getrunken. Auf der Leipziger Disputation am 5. Juli 1518 versuchte Eck, Luther mit dem Vorwurf in die Enge zu treiben. er habe seine Lehre von der Kirche von Hus übernommen, was Luther zunächst leugnete. Tatsächlich studierte Luther während einer Pause die Akten des Konstanzer Konzils. 1520 ließ Luther die als wichtigste Hus-Schrift geltende Abhandlung über die Kirche ("De ecclesia") drucken. Im Februar 1520 schrieb Luther dem Mitreformator Spalatin sogar den Satz: "Wir waren alle Hussiten, ohne es zu wissen".
Wie wissenschaftliche Nachforschungen vom Anfang des letzten Jahrhunderts ergeben, handelt es sich stattdessen wahrscheinlich um Schriften des böhmischen Reformtheologen Mathias Janov (geb. vor 1355, gest 1393).
Die Böhmische Reformbewegung setzte mit Konrad Waldhauser ein, Hofkaplan und Beichtvater von Karl IV. Wegen seiner Predigten, in denen er die Missstände und Habgier des Klerus und den Reliquienschwindel anprangert, hat er sich beim päpstlichen Hof in Avignon zu verantworten, wo er 1369 überraschend stirbt.
Sein Nachfolger wird Jan Milíè aus Kromìøí¾. Auch er erregte bei vielen Unmut wegen seiner Kirchenkritik. Bei Papst Urban hat er sich beschwert, dass kirchliche Ämter mit Geld erkauft würden. Kanoniker "kämpfen und reiten in Waffen zum Turnier, anstatt in den Kirchen zu singen". Von den Prostituierten Prags seiner Zeit schrieb er an den Papst sie "leben nicht in Klausur, sondern manche laufen durch die Welt an die Höfe der Fürsten zum Tanz und Turnier, andere tanzen im Kloster mit ihren Buhlen und verführen, ohne zu erröten, ihre Verehrer". In Prag richtete er das berühmte Haus "neues Jerusalem", ein, in dem bekehrte Prostituierte zu einer geistlichen Gemeinschaft geführt wurden. 1373 wurde er angeklagt und hatte sich ebenfalls in Avignon zu verantworten, wo er auch verstorben ist.
Mathias Janov, der aus dem südböhmischen Dorf Janov stammt, gilt als Schüler des Jan Miliè. Er scheint der geistige Kopf dieser Böhmischen Reformbewegung gewesen zu sein. Von Janov stammt die wichtigste Schrift der Böhmischen Reformbewegung, die "Regulae veteris et novi testamenti", die 12 bibelgerechte Verhaltensweisen aufzeigen, vier aus dem Alten und acht aus dem Neuen Testament. Bereits in dieser Schrift taucht der Begriff Antichrist in Gestalt der sichtbaren Kirche auf, vor der die Regulae die Gläubigen bewahren sollen. Nur durch die Rückkehr zu den Werten der Hl. Schrift und häufige Kommunion könne sich der Gläubige dem Formalismus und der Heuchelei kirchlicher Praxis entziehen. Sehr interessant ist auch seine in den Hus zugeschriebenen "Opera omnia" enthaltene Schrift zum Antichristen, einem Thema das im spätmittelalterliche Denken eine große Rolle spielte.
Janov hatte in Paris studiert und war 1381 nach Prag zurückgekehrt. Dort übernahm er am Veitsdom die Stelle eines Beichtvaters und Predigers. Durch seine unverhohlene Kritik an den kirchlichen Zuständen wurde er bald zur Zielscheibe von Angriffen. Er musste auf der Synode vom Jahr 1389 seinen Auffassungen öffentlich abzuschwören und 1392 seine Schriften einer kirchlichen Zensurbehörde vorlegen.
Seine Schriften werden vor dem Hintergrund der damaligen Verhältnisse der Kirche erst richtig verständlich. Von 1309-1377 befand sich die Kurie in Avignon, in der so genannten "Babylonische Gefangenschaft", und von 1378-1415 belegte sich die westliche Christenheit während des abendländischen Schismas gegenseitigen mit dem Bann. Auch das Jahr 1378, als nach dem Tod Kaiser Karls IV. dessen Sohn. Wenzel die Nachfolge übernahm, bedeutete für Böhmen eine wichtige Zäsur. Tatsächlich sollten sich in Böhmen unter seiner Regentschaft die Auseinandersetzungen in religiösen Dingen so zuspitzten, dass nach seinen Tode im Jahre 1419 Jahrzehnte kriegerischer Auseinandersetzungen für Mitteleuropa anbrachen.
Jan Hus griff auf der Prager Disputation vom Jahr 1412 das Motiv des Antichristen auf. Er bezog die Gestalt des Antichristen auf die kirchliche Hierarchie beziehungsweise auf die drei damals gegenseitig um die Vorherrschaft kämpfenden Päpste. Ein Jahrhundert später griff Luther das Thema des Antichristen wieder auf und nahm sich der Husschen Thematik an.
Der Name Mathias Janov war in Deutschland anscheinend lange unbekannt. Lediglich in der Confessio der Böhmischen Brüder von 1535 ist erwähnt, dass unter Husens Namen eine Schrift eines Mathias Parisiensis veröffentlicht worden sei. Ansonsten verwies lediglich der Reformator Flacius 1556 auf das Buch Janovs über den Antichristen. Für seine Hus-Ausgabe übernahm er allerdings die Brunfelsschen Drucke als Hus-Schriften.
Im Übrigen enthält die Brunfelssche Ausgabe der Hus zugeschriebenen "Opera omnia", die zweifellos als eines der wichtigsten Werke der Reformationsliteratur zu gelten hat, auch interessante Holzschnitte zum Konstanzer Verfahren.
Die nun dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv zugegangenen Schriften stehen somit
für eine ein halbes Jahrtausend währende geistige Auseinandersetzung
in der Mitte des neuen Europas.
Horst Schinzel, München
Wie bereits in der Osterausgabe unserer Zeitschrift angekündigt, wird anlässlich des 200. Todestages von David Zeisberger an verschiedenen Orten in Deutschland und in der Tschechischen Republik eine Wanderausstellung über Leben und Werk von David Zeisberger zu sehen sein, die vom zweiten stellvertretenden Vorsitzenden der JMG-ES Herr Horst Schinzel zusammengestellt wurde.
Die Ausstellung beleuchtet die Bedeutung des Kuhländchens für 400 Jahre europäische Geschichte und nahezu ein Jahrhundert europäisch - amerikanische Beziehungen. Sie beginnt mit den religiösen Auseinandersetzungen am Ende des Mittelalters. Sie führt durch die Zeit der Böhmischen Reformbewegung, die abrupt durch die Schlacht am Weißen Berg während des 30-jährigen Krieges beendet wird. Sie zeigt aber auch auf, wie während der Zeit der Glaubensspaltung und der Gegenreformation im Kuhländchen im Geheimen evangelisches Leben erhalten bleibt, nachdem der letzte Brüderbischof, J. A.Comenius Fulnek verlassen muss und ins Exil geht.
Die Ausstellung zeigt auf, wie sich aus der alten Brüderkirche, die 1622 verboten wird, ein Jahrhundert später auf den Lausitzer Besitzungen des Grafen Zinzendorf die weltweite erneuerte Brüdergemeinde entwickelt. Es ist besonders der Beitrag einzelner Kuhländler Gemeinden wie Kunwald und besonders Zauchtel, die durch die Auswanderung ihrer evangelischen Bevölkerung diese neue Kirche entstehen lassen.
Die Familie Zeisberger lebte auf dem Oberen Hof in Zauchtel.
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Mittlerweile sind seine Eltern in die brüderische Kolonie in Georgia ausgewandert. David organisiert nun seine Überfahrt nach Amerika selbst.
Wegen spanisch-englischer Kriegshandlungen müssen die Brüder die englische Kolonie Georgia verlassen und David Zeisberger kommt in die neu gegründete brüderische Siedlung Bethlehem in Pennsylvanien. Dort lernt er verschiedene Indianersprachen.
Dann beginnt sein mehr als sechs Jahrzehnte dauerndes Wirken unter verschiedensten Indianerstämmen des nordöstlichen Amerika.
Zuerst sind es Irokesenstämme und die Mohawk-Indianer. Als mit Ende des 7-jährigen Krieges die Indianer nach Westen umgesiedelt werden, folgt Zeisberger ihnen. Es folgt die Blüte der Missionsstationen am Ohio. Dort verwenden die christlichen Indianer seine Übersetzungen von Liedern und Teile des Neuen Testamentes in der täglichen Arbeit.
Daneben steht er als Übersetzer bei den Verhandlungen zwischen den Indianern und den Siedlern zwischen allen Fronten. 1778 übersetzt er den Delaware-Indianern einen Vertrag, der auf dem Gebiet der neu gegründeten USA einen eigenen Indianerstaat und staatliche Entwicklungshilfe vorsieht.
Die Tinte war kaum eingetrocknet, da wurde der Delawarenhäuptling von der amerikanischen Armee ermordet. Der Vertrag von Fort Pitt kam im amerikanischen Kongress nie zur Abstimmung.
Erhalten geblieben sind die Lexika und Übersetzungen David Zeisbergers. Er übersetzt nicht nur Teile des Neuen Testamentes, sondern auch Kirchenlieder von Graf Zinzendorf und ein medizinisches Lehrbuch zum Gebrauch für die Indianerkinder.
Immer wieder müssen zerstörte Missionsstationen an neuen Orten unter schwierigen Bedingungen neu aufgebaut werden. Durch den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg werden die Mährischen Indianer auf kanadisches Gebiet vertrieben. Erst am Ende seines Lebens kehrt Zeisberger mit seinen christlichen Indianern auf amerikanisches Gebiet zurück. Er gründet seine letzte Missionsstation Goshen im US-Bundesstaat Ohio. Dort ist er vor 200 Jahren, am 17.11.1808 im hohen Alter friedlich entschlafen.
Wenige Jahre später verlieren sich die Spuren der Mährischen Indianer in den Weiten des nordamerikanischen Subkontinentes.
"Ach! In wenigen Jahren vielleicht werden jene Völker von der Oberfläche der Erde gänzlich verschwunden seyn und nicht mehr wird man sich von ihnen erinnern als, dass sie vorhanden waren, und unter die Barbaren gerechnet wurden...Es müsse denn wenigstens nicht gesagt werden, daß unter allen den Menschen von weißer und christlicher Abkunft, auch nicht ein einziger gefunden wurde, der es unternehmen wollte, ihren mancherley vortrefflichen Eigenschaften Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen und ihrem Andenken ein geringes schwaches Denkmal zu errichten."
schreibt wenige Jahre nach seinem Tod sein Schüler Heckewelder.
Ohne sein Wirken hätten wir wohl heute kaum mehr ein Wissen von der Kultur und den Sitten einiger untergegangener Indianerstämme des Nordosten Amerikas.
Die Wanderausstellung über David Zeisberger wurde beim Jahrestreffen der Kuhländler am 28. September 2008 in Ludwigsburg zum ersten Mal vorgestellt. Sie wird auch beim Sudetendeutschen Tag Pfingsten 2009 in Augsburg zu sehen sein. Als weitere Ausstellungsorte stehen bis jetzt Herrnhut (Schloss Zinzendorf in Berthelsdorf) und das Haus des Deutschen Ostens in München fest. Über weitere Orte und die genauen Termine werden wir unsere Leser in der Osterausgabe 2009 von "Glaube und Heimat" informieren.
Horst Schinzel, München
Dr. Otto Dreydoppel vom Moravian College
in Bethlehem (Pennsylvania) und Horst Schinzel
beim Pflanzen eines Baumes zum 200. Todestag
David Zeisbergers in Zauchtel.
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Die glagolitische Schrift bildet die Verschriftlichung der slawischen Sprache durch den byzantinischen Missionar Konstantin-Cyrill im 9. Jahrhundert. Aus dieser glagolitischen Urform haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Formen des glagolitischen bzw. des besser bekannten kyrillischen Alphabetes herausgebildet.
Nachdem die kroatischen Gebiete unter ungarische Hoheit gelangten, wurde zunehmend die westliche lateinische Sprache mit dem römischen Ritus mehr oder weniger gewaltlos eingeführt. So kam es, dass das heute so katholische Kroatien seinen Höhepunkt der nationalen Geschichte im Schoße des östlichen Christentums feiern konnte, während das bereits damals verfeindete Serbien seine erste Königskrone aus Rom bezog. Die Anhänger des glagolitischen Ritus sahen sich zunehmend gezwungen, sich in unwegsame Küstenregionen zurückzuziehen.
Die byzantinischen Slawenapostel Cyrill und Method hatten auch Mähren missioniert. Nur die gewaltsamen Eingriffe der Freisinger und Salzburger Bischöfe verhinderten, dass heute noch im Prager Veitsdom die große Liturgie des Hl. Chrysostomus aus dem 5. Jahrhundert wie in den Ostkirchen gefeiert wird.
Kaiser Karl IV. hatte in seiner Jugend die glagolitische Liturgie kennen gelernt. Mit päpstlicher Zustimmung siedelt er glagolitische Mönche von der Insel Pasman in der Prager Vorstadt, im Emmaus- oder Slawenkloster an. Noch heute thront das im 2. Weltkrieg zerstörte und wieder aufgebaute Kloster über der Moldau. Im 15. Jahrhundert interpretierte man dort die Predigten des Hussitenbischofs Rocycana und damit wurde die Gruppe um Bruder Gregor zur Keimzelle der Böhmischen Brüder.
Doch damit zurück nach Istrien. Versteckt im Inneren der Halbinsel, abseits der Touristenströme, liegt Hum, die kleinste Stadt der Welt. Als die Reisegruppe die glagolitische Allee mit dem Tisch von Cyril und Method, der Kathedra von Klemens von Ohrd abschreiten wollte, öffnete der Himmel des Balkans seine Pforten. Die aus dem Gebirge völlig durchnässte Reisegruppe erreichte die Küstenregion, wo ein weiterer Höhepunkt, die ehrwürdige frühbyzantinische Euphrasius-Basilika von Poreè wartete und die Sonne Istriens die Gewänder wieder trocknen ließ. Am nächsten Tag wartete die Insel Krk, die Wiege der glagolitischen Kultur.
Horst Schinzel, München
Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder ist zur Zeit die zweitgrößte Kirche in Tschechien. Ihre Wurzeln liegen in der Böhmischen Reformation, in der Utraquisten-Kirche und der Brüderunität. Eine vereinigte evangelische Kirche der Böhmischen Brüder gibt es jedoch erst seit 1918. Aus diesem Anlass wurde am 20. November 2008 der Synodalsenior der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) von Martina Schneibergová (M.S.) im Auftrag von Radio Prag interviewt. Wir veröffentlichen dieses Interview, wie es von Radio Prag ausgestrahlt wurde, wörtlich:
M.S.: Was verbirgt sich hinter diesem 90. Jubiläum, wie entstand die
Kirche? Ruml: Seit 1781 gab es hier die beiden reformierten Kirchen, das heißt, die evangelisch-lutherische Kirche und die helvetische reformierte Kirche, als separate Kirchen. Dies hatte verschiedene politische und andere Gründe. Aber in den Seelen der tschechischen Gläubigen lebte immer der Wunsch, auch die tschechische Reformation in der Bezeichnung der Kirche zu nennen. Nach dem 1. Weltkrieg wurde diese Idee in die Tat umgesetzt und es entstand diese Kirche als vereinigte Kirche, die alle Reformationstraditionen umfasst: die lutherische Konfession, die helvetische Konfession und die beiden böhmischen Konfessionen. M.S.: Wie viele Mitglieder hat heutzutage Ihre Kirche und wie überlebte sie den Kommunismus? Ruml: Die Kirche hat etwa 120.000 Mitglieder, die in etwa 260 lokalen Kirchengemeinden leben. Die Existenz der Kirche war während der kommunistischen Zeit ähnlich wie bei den anderen Kirchen während des Kommunismus, nicht nur in der Tschechoslowakei, sondern auch im ganzen damaligen Ostblock. Manchmal war es wirklich sehr schwierig. Wir haben gewusst, dass es außen die Bedrohung durch die kommunistische Ideologie gibt, aber innerhalb der Kirche konnten wir frei sein und wir lebten in sehr guten gegenseitigen Beziehungen. M.S. Die Kirche der Böhmischen Brüder hat zur Aussöhnung zwischen Tschechen und Deutschen bedeutend beigetragen. Sie gab nach der Wende auch ein wichtiges Buch zu diesem Thema heraus. Kommen Sie manchmal noch auf diesen Text zurück? Ruml: Das Dokument half der Erweiterung der Beziehungen zwischen unseren Kirchen. Ich bin sehr dankbar für diesen Prozess, der vor 13 bis 14 Jahren begann. Heute können wir nur noch fortsetzen. Die Beziehungen zu den deutschen evangelischen Kirchen sind wirklich sehr gut. M.S.: Was bereiten Sie zu dem bevorstehenden Jubiläum vor, zu dem u.a. einige Bücher und eine Sonderausgabe der Bibel erscheinen? Ruml: Wir bereiten verschiedene Programme vor. An der evangelischen theologischen Fakultät der Karlsuniversität wird am Freitag (21. 11. 2008) eine internationale Konferenz veranstaltet. Am Freitagabend gibt es ein Konzert zum Geburtstag der Kirche und am Samstag (22. 11. 2008) treffen wir in der Salvatorkirche in der Prager Altstadt zusammen. Wir erwarten etwa 60 Gäste aus 20 Kirchen aus dem Ausland. Darunter sind Gläubige aus ganz Europa sowie aus den USA. Aus Deutschland werden, meiner Meinung nach, 20 bis 30 Vertreter verschiedener evangelischer Kirchen nach Prag kommen.
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Unser Mitglied, Herr Horst Schinzel, hat bei den Feierlichkeiten anlässlich des Gründungsjubliäums vor 90 Jahren in Prag einen Brief der Johannes-Mathesius-Gesellschaft-Evangelische Sudetendeutsche e.V. der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder mit folgendem Wortlaut übergeben:
An die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder Liebe Brüder und Schwestern, am Tag des Wittenberger Reformationsfestes am 31. Oktober habe ich das Archiv der Johannes-Mathesius-Gesellschaft aus der österreichischen Geheimprotestantengemeinde Fresach in das Bayerische Hauptstaatsarchiv in München überführt. Ich habe noch keine Zeit gefunden, die Dinge genauer anzusehen. Aber, wie mir scheint, befinden sich darunter auch Dinge, die mein Herz betrübt haben. Ich habe bereits Herrn Dr. Morée von der Theologischen Fakultät eingeladen, die Unterlagen zu studieren. Anlässlich der 90-Jahr-Feierlichkeiten lade ich die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder herzlich ein, das Schriftgut mit uns auszuwerten und so die Zeit der Trennung gemeinsam theologisch zu reflektieren, gemäß einem Wort von Johann Amos Comenius aus dem "Vermächtnis der sterbenden Mutter, der Brüderunität":
"Unsere Heimat ist der Himmel und so wollen
Horst Schinzel |
Horst Schinzel, München
Johanna Gerstberger, Ludwigsburg
Nach einer Meldung von Radio Prag wurde mit einer Gedenkveranstaltung am 19. November 2008 auf dem Friedhof in Eger die Beisetzung der sterblichen Überreste deutscher Soldaten begonnen, die während des 2. Weltkriegs auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik gefallen sind. Insgesamt sollen 5.500 deutsche Kriegstote in Eger/Cheb bestattet werden.
Auf dem neuen Kriegsgräberfriedhof wurden an diesem Tag 450 vorwiegend unbekannte Soldaten beigesetzt. Der Bürgermeister von Eger (Cheb) Jan Svoboda sagte, es sei nach 63 Jahren an der Zeit gewesen, die Gefallenen beizusetzen.
Der Kriegsgräberfriedhof, der für alle Opfer des Krieges bestimmt ist, wurde neben dem bestehenden städtischen Friedhof errichtet. Die Kosten trägt die deutsche Seite, die mit 24,6 Millionen Kronen (etwa 1 Million Euro) zur Instandsetzung des städtischen Friedhofs beitragen wird.
Nach einer Verlautbarung der dpa schließt der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge damit seine Aktivitäten in Tschechien ab.
Johanna Gerstberger, Ludwigsburg
Nach Mitteilung von Radio Prag hat sich das tschechische Abgeordnetenhaus im Frühjahr mit diesem Vertrag beschäftigt und ihn in der ausgehandelten Form abgelehnt. Im Juni hat das Abgeordnetenhaus eine Kommission eingesetzt, die sich mit der umstrittenen Entschädigung befassen soll.
Die Kommission verlangte Einblick in die Verhandlungsprotokolle zwischen der Regierung und den Kirchen. Die Gegner der Entschädigung sind der Ansicht, dass das Kabinett mit falschen Zahlen operiert und den Kirchen zu große Zugeständnisse gemacht hat. Es war geplant, dass das Ergebnis der Kommission bis Ende des Jahres vorliegen soll. Bisher ist darüber nichts bekannt geworden.
Johanna Gerstberger, Ludwigsburg
Am 25./26. Oktober 1919 wurde in Turn (Teplice-Trnovany) die Deutsche Evangelische Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien gegründet. Sie wurde mit Wirkung vom 4. Mai 1945 durch die damalige Tschechoslowakei durch Gesetz liquidiert. Auch wenn unsere Kirche offiziell seit diesem Zeitpunkt nicht mehr besteht, wollen wir in der Jahreshauptversammlung dieses Jubiläum zum Schwerpunktthema unter dem Thema "Deutsche Evangelische Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien - Rückblick und Ausblick" machen. Wir konnten bereits namhafte Historiker aus Deutschland und Tschechien, u.a. von der Evangelsichen Theologischen Fakultät der Karlsuniversität in Prag als Referenten gewinnen. Es wird sicherlich eine sehr interessante Veranstaltung werden.
Dieses Thema soll zugleich auch unsere Antwort auf die Jubiläumsfeierlichkeiten der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder vom 21.-23. November 2008 in Prag sein.
Wir laden schon heute dazu ganz herzlich ein. Bitte merken Sie sich den Termin vor. Besondere Einladungen mit dem genauen Programm folgt in der Osterausgabe 2009 von "Glaube und Heimat".
Wir weisen noch einmal auf die Änderungen im Steuerrecht hin. Finanzielle Zuwendungen werden auch ohne besondere Spendenbescheinigung von den Finanzämtern steuerbegünstigend anerkannt, wenn der Steuerpflichtige die Zuwendung durch eine von der Bank abgestempelte Überweisungsdurchschrift oder einen Kontoauszug nachweisen kann.
Auf den Überweisungsvordrucken, die dieser Ausgabe von "Glaube und Heimat" beigefügt sind, ist auf der Rückseite wieder die Anerkennung unserer Tätigkeit als mildtätig (wissenschaftlich) durch das Zentralfinanzamt in Nürnberg vermerkt.
Die Mitgliederversammlung hat im Mai in Heilsbronn beschlossen, dass wir für Zuwendungen von ab 100 Euro im Einzelfall oder von Zuwendungen im Kalenderjahr ab 100 Euro insgesamt nach Ablauf des Kalenderjahres unaufgefordert Spendenbescheinigungen ausstellen. Wir weichen damit von den steuerrechtlichen Bestimmungen ab, die die Spendenbescheinigungen erst bei Zuwendungen von mehr als 200 Euro vorsehen.
Sollte jemand darüber hinaus eine Spendenbescheinigung benötigen, teilen das bitte unserer Schatzmeisterin mit:
Frau Johanna Gerstberger
Schumannstr. 28
71640 Ludwigsburg
Tel.
07141/87 58 17
Sie finden vor allem unter den Rubriken Kirchengeschichte und Aktuelles interessante Beiträge zur Reformationsgeschichte und zur Geschichte der Deutschen Evangelischen Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien. Der Inhalt unserer Website wird immer wieder durch neue Beiträge aktualisiert. So finden sie z.B. in der Rubrik Kirchengeschichte neu den Vortrag von Dr. Jiøí Just aus Prag "Neue Forschungen zur Reformationsgeschichte", den er bei der Jahresversammlung 2008 gehalten hat.
Wir werden regelmäßig in "Glaube und Heimat" auf Beiträge, die neu in unsere Website neu aufgenommen wurden, hinweisen.
Johanna Gerstberger, Ludwigsburg
Johannes-Mathesius-Gesellschaft
Evangelische Sudetendeutsche
e.V.
Honorarkonsul i.R. Karlheinz Eichler
Bahnstraße 16, 04416
Markkleeberg
Telefon/Fax: 034299 - 75270
E-mail: mathesius@volny.cz
Webseite: http://www.volny.cz/mathesius
Johannes-Mathesius-Gesellschaft - Evangelische Sudetendeutsche e.V.
Bankhaus
J. Faisst, Wolfach, 12104 (BLZ 664 327 00)
Redaktionsschluß für die Osterausgabe 2009: 15. Februar 2009 (Termin bitte unbedingt einhalten!)
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