60 Jahre slowakische ev.-luth. Gemeinde
an St. Michael in der Gerbergasse
Am 3. Juni 2007 feierte die slowakische evangelisch-lutherische Gemeinde
an St. Michael zu Prag ihr 60jähriges Bestehen.
Die in der Prager Neustadt gelegene Kirche St. Michael, Zeugin
von über 700 Jahren böhmischer Kirchengeschichte, ist
der Versammlungsort der slowakischen Gemeinde seit 1947. Bis zum Jahr 1945
war
St. Michael in der Gerbergasse
(V jircháøích) Sitz der deutschen
Lutheraner in Prag, die hier bereits kurz nach dem Toleranzpatent Josephs II.
eine eigene Gemeinde - die erste Toleranzgemeinde in Prag - gegründet
hatten.
Die Gründung der slowakischen Gemeinde nach dem zweiten Weltkrieg verfolgte
das Ziel, den aus beruflichen Gründen in die Hauptstadt Prag übergesiedelten
slowakischen Lutheranern, die an ihrer kirchlichen und kulturellen Tradition
festalten wollten, auch eine geistliche Heimat zu geben. Nach der Auflösung
der Tschechoslowakei 1993 wurde aus der bis dahin zur slowakischen
evangelisch-lutherischen Kirche gehörenden Gemeinde eine selbständige Kirche
in der Tschechischen Republik. Diese hat inzwischen - unter anderem
in Pilsen und Brünn - auch neue Gemeinden gegründet.
In der Michaelskirche begannen auch 1991 die deutschsprachigen evangelischen
Gottesdienste, aus denen 1993 die Deutschsprachige Evangelische Gemeinde
Prag hervorging. Einige Jahre lang fanden hier regelmäßige lutherische
Gottesdienste in englischer Sprache statt.
Mit dem Wechsel der Generationen veränderte die Gemeinde ihr Gesicht.
Heute sind Liturgie, Lieder und Predigt zwar nach wie vor slowakisch, doch
hat sich die Gemeinde auch tschechischsprachigen jungen Leuten geöffnet.
Heute präsentiert sich die in den Jahren 1973 bis 1983 vollständig
renovierte Kirche als ein Ort der Begegnung zwischen den Traditionen und
Kulturen: Zwischen Hus und Luther, tschechischer und deutscher Reformation,
zwischen slowakischen, tschechischen und deutschen Christen im Herzen Europas.
An dem Festgottesdienst in der Michaelskirche nahm
neben zahlreichen Gästen aus der in- und ausländischen Ökumene und Vertretern
slowakischer Kultureinrichtungen aus Prag und Bratislava auch der
Vorsitzende der Johannes-Mathesius-Gesellschaft Karlheinz Eichler
teil. In seinem Grußwort würdigte er die Verdienste der slowakischen
Gemeinde um die Wahrung insbesondere des lutherischen Erbes
in Tschechien und in der Slowakei. Auch im angeblich völlig atheistischen
Tschechien hätten die Kirchen heute die Aufgabe und die Chance ethische
Normen in Wirtschaft und Gesellschaft hineinzutragen.
Die Johannes-Mathesius-Gesellschaft und ihre Mitglieder hätten die
Bemühungen der slowakischen Lutheraner in Prag stets mit Sympathie
verfolgt. K. Eichler erwähnte in diesem Zusammenhang auch den im letzten Jahr
verstorbenen ehemaligen Bischof der Österreichischen Evangelischen Kirche
und langjährigen Freund der slowakischen lutherischen Gemeinde Oskar
Sakrausky. Dieser hatte seinen geistlichen Dienst selbst als Vikar an der
Michaelskirche begonnen.
Als Geschenk überreichte K. Eichler dem Pfarrer der slowakischen
lutherischen Gemeinde Pfr. Du¹an Tillinger ein Exemplar der
von Oskar Sakrausky herausgegebenen Tagebücher des Kirchenpräsidenten der
Deutschen Evangelischen Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien
Erich Wehrenfennig.
Aus Anlaß des Gemeindejubiläums wurde die in der Michaelskirche befindliche
Ausstellung "Ján Kollár und Martin Luther" neu überarbeitet und
um eine Fotodokumentation aus dem Leben der slowakischen Gemeinde
ergänzt. Außerdem stellte die slowakische ev.-luth. Gemeinde
eine Festschrift über die sechzigjährige Geschichte der Gemeinde
vor:
Pavol Haluka, Slovenský evanjelický a.v. cirkevný zbor v Prahe.
História zboru k 60. výroèiu jeho zalo¾enia, Praha 2007
Die Festschrift kann bestellt werden bei:
Du¹an Tillinger
Slovenský evanjelický a.v. církevní zbor
Èajkovského 8, 130 00 Praha 3, Tschechien
Telefon: (00420) 224 93 11 50 / 721 36 97 50
E-mail:
tillinger@ecav.cz