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Johannes Mathesius
Deutscher Reformator in den böhmischen Ländern
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Johannes Mathesius (1504-1565) gehörte zur zweiten Generation der
lutherischen Reformation.
Geboren im sächsischen Rochlitz, war er seit seiner Jugend ein
begeisterter Anhänger Martin Luthers, den er zunächst nur aus
seinen theologischen Schriften kannte. Obwohl er in Wittenberg erst
viel später und nur zwei Jahre lang studieren konnte, hatte er zum
führenden Vertreter der deutschen Reformation eine sehr enge Beziehung.
So überlieferte er der Nachwelt unter anderem 487 von Luthers "Tischreden"
und wurde auch zu dessen erstem Biographen.
Von 1532 bis zu seinem Tod im Jahre 1565 wirkte Mathesius zunächst als
Schulmeister, dann als Pfarrer in der aufstrebenden Bergbaustadt
St. Joachimsthal (Jáchymov). Unter der Herrschaft der Grafen Schlick
hatte sich hier, am Südhang des Erzgebirges die lutherische Reformation
sehr früh durchgesetzt. Hier in St.Joachimsthal wurde überhaupt die
erste Stelle für einen evangelischen Pfarrer eingerichtet und auch die
erste, als solche konzipierte, evangelische Kirche erbaut, in der
gemeinsam mit Mathesius auch der bedeutende Kantor und Autor zahlreicher
evangelischer Kirchenchoräle Nikolaus Hermann wirkte.
Als langjähriger Rektor der Lateinschule organisierte Mathesius
das Joachimsthaler Schul- und Gesundheitswesen und gründete auch die
erste evangelische Mädchenschule. Nach der ersten bewaffneten
Auseinandersetzung zwischen Protestanten und Katholiken im Schalkaldischen
Krieg - Mathesius wurde für seine öffentliche Parteinahme strafrechtlich
verfolgt und persönlich vom König verhört - erkannte er: Wenn die
Reformation überleben und sich weiter entwickeln soll, benötigt sie
gebildete Menschen. Auch in den von evangelischen Fürsten regierten Gebieten
erfordert die Durchsetzung der Reformation konzentrierte Anstrengungen
im Bildungswesen.
Mathesius' Hauptaufgabe war jedoch das Predigen: Über 1.500 seiner
Predigten sind im Druck erschienen. Auch seine Lebensbeschreibung
von Martin Luther hat die Form einer siebzehnteiligen Predigtreihe.
Ungewöhnliche Anerkennung erfuhr in den sechziger Jahren des vergangenen
Jahrhunderts eine andere Predigtsammlung. Diese wurde kurioserweise
vom Technischen Nationalmuseum in Prag neu herausgegeben. Es handelt sich
um die "Sarepta oder Bergpostille", einen Zyklus von 16 Karnevalspredigten
aus den Jahren 1552-1562, in denen Mathesius seinen Joachimsthaler
Gemeindegliedern lebendig den Bezug zwischen den biblischen Geschichten
und der Welt des Bergbaus aufzeigt. Das berühmte Buch
wurde bis 1679 insgesamt neunmal neu aufgelegt und stellt bis heute
eine einzigartige Quelle für die Geschichte des Berg- und Hüttenwesens
in Böhmen dar.
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